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Ausstattung

Standheizung nachrüsten: Wann lohnt es sich?

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 19. November 2021
Lesedauer: 10 Minuten
© GregorBister / istockphoto.com

Standheizungen nachrüsten oder nicht? Vor dieser Frage stehen viele Menschen – besonders dann, wenn sie im Winter mal wieder das Eis auf Ihrer Autoscheibe wegkratzen müssen. Aufgrund des relativen hohen Anschaffungspreises sehen viele allerdings davon ab. Wir sagen Ihnen, warum und wann die Nachrüstung dennoch sinnvoll sein kann.

Alles auf einen Blick:

  • Die Standheizung sorgt dafür, dass Sie bereits bei Fahrtbeginn angenehme Temperaturen im Auto vorfinden. Auch das lästige Kratzen der Scheiben entfällt.
  • Zudem profitiert der Motor von einer Erwärmung, was sich wiederum positiv auf den Kraftstoffverbrauch und den Schadstoffausstoß auswirkt.
  • Zu den bekanntesten Herstellern gehören Webasto und Eberspächer.
  • Damit sich die Autobatterie vom Heizvorgang erholen kann, sollte die Fahrzeit stets die Aufwärmzeit überschreiten.
  • Aufgrund des komplexen Einbaus sollten Sie die Nachrüstung immer von der Werkstatt durchführen lassen.
  • Für Material und Montage ist mit mindestens 1.200 Euro zu rechnen. Je nach Fahrzeuggröße kann der Preis aber auch über 2.000 Euro betragen.

Arten und Funktionsweise

Es gibt brennstoffbetriebene und strombetriebene Standheizungen. In beiden Anwendungsfällen erwärmt die Heizung das Kühlwasser, ohne dass der Motor läuft. Durch die Verbrennung entsteht eine Wärme, die mittels Gebläse in den Innenraum gelangt.

Welche Standheizungen gibt es?

Auf dem Markt sind mittlerweile sowohl brennstoffbetriebene, als auch elektrobetriebene Standheizungen erhältlich. Erstere lassen sich in Luft- und Wasserheizungen unterscheiden und werden mit Benzin oder Diesel betrieben. Oftmals ist in Pkws eine Wasserheizung eingebaut, die am Kühlwasserkreislauf angeschlossen ist. Luftheizungen, die nicht dieselbe Kraft wie Wasserheizungen besitzen, arbeiten leiser. Sie gelten als sauberere Lösung, benötigen aber auch mehr Platz und kommen meist in Wohnwagen, Wohnmobilen und Lkws zum Einsatz.

Wie funktioniert eine Standheizung?

Zum Erwärmen verbrennt die Heizung den Kraftstoff, ganz gleich ob Diesel oder Benzin. In den Brennkammern verdampft der Kraftstoff und entzündet sich dann. Um den Lärm zu mildern, sind oftmals Schalldämpfer integriert. Zusätzlich kann in der besonders kalten Jahreszeit ein Glühstift zur Anwendung kommen.

Die Wärme der Verbrennung wird anschließend an das Kühlwasser abgegeben. Dabei wird auch der Motor aufgewärmt, sodass dieser nicht allzu lange im Kaltlauf arbeiten muss, wenn Sie ihn starten. Über ein Gebläse der normalen Fahrzeugheizung gelangt die aufgewärmte Luft in den Innenraum.

Standheizung
© auto-werkstatt.de

Ist zusätzlich eine Standlüftung integriert, ersetzt diese die Innenluft durch Frischluft von außen, was auch an heißen Sommertagen ein Überhitzen vorbeugt.

Die elektrisch betriebene Heizungen benötigen eine 230-Volt-Steckdose, was für Autofahrer in der Regel nicht realisierbar ist, wenn Sie gerade nicht in der eigenen Garage oder an Ladestationen parken.

WISSENSWERTES:
Auch wenn die Heizung in die Elektronik des Autos „eingreift“, verändert sich nichts an der Zusammensetzung der Abgase.


Welche Hersteller gibt es?

  • Webasto: Spezialisiert auf brennstoffbetriebene Wasser- und Luftheizungen
  • Eberspächer: Spezialisiert auf brennstoffbetriebene Wasser- und Luftheizungen
  • Calix: Spezialisiert auf elektrische Heizsysteme
  • Defa: Spezialisiert auf elektrische Heizsysteme
  • Truma: Spezialisiert auf Heizungen im Lkw-und Wohnmobil-Bereich

Vorteile und Nachteile

Die Vorteile einer Standheizung reichen vom höheren Komfort, der geringeren Belastung des Motors und Treibstoffersparnis bis zur frischen Luft im Sommer. Der große Nachteil sind die relativ hohen Kosten.

Welche Vorteile gibt es durch die Standheizung?

  • Komfort: Wenn Sie möchten, haben Sie einen warmen Innenraum, bevor Sie ins Auto steigen. Sie müssen also nie mehr frieren. Zudem entfällt das lästige Kratzen der Scheibe, wenn Sie nur ausreichend Zeit heizen.
  • Motorbelastung: Der Motor muss keinen Kaltstart hinlegen und wird dadurch nicht so stark belastet. Positiver Nebeneffekt: Sie sparen sich Treibstoff und schonen die Umwelt, denn auch der Schadstoffausstoß ist geringer, da die Kaltlaufphase des Motors kürzer ausfällt.
  • Sicherheit: Die Scheiben sind beim Fahren frei und Sie müssen nicht durch nur ein kleines, hektisch freigekratztes Kuckloch blicken, was ohnehin nicht erlaubt ist. Auch gibt es keine beschlagenen Scheiben.
  • Wartung: Diese Heizung hält in der Regel ein Autoleben und ist damit wartungsfrei.
  • Frischluft: Im Sommer können Sie bei teureren Ausführungen Frischluft ins Fahrzeuginnere blasen lassen, wodurch Sie erneut angenehme Temperaturen vorfinden – dieses Mal aber gekühlte.
  • Bequeme Steuerung: Bei teuren Ausstattungen können Sie mittels Fernbedienungen und App die Startzeit der Heizung bequem von überall und auch für unterschiedliche Startzeiten an verschiedenen Tagen einstellen.
  • Wertanstieg: Augenzwinkernd sei angefügt, dass der Einbau den Wiederverkaufswert Ihres Autos steigert. Die Kosten für mehr Komfort und Sicherheit lassen sich also auch monetisieren.

Welche Nachteile hat eine Standheizung?

  • Kosten: Die Nachrüstung ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden, die meist in den vierstelligen Bereich reichen.
  • Dauer: Aufgrund des aufwendigen Montage kann der Einbau mehrere Tage dauern, wodurch Sie auf Ihr Auto verzichten müssen. Planen Sie das ein!
  • Autobatterie: Für den Heizvorgang wird die Autobatterie angezapft. Eine zu lange Aufwärmphase ist nicht möglich, um keine entleerte Batterie vorzufinden. Dann nämlich können Sie Ihr Auto nicht direkt starten.
TIPP:
Etliche Fahrzeuge besitzen auch einen sogenannten Unterspannungsschutz. Dadurch schaltet sich die Batterie automatisch ab, wenn sie sich zu sehr entlädt.

Was es beim Nachrüsten zu beachten gilt

Ein Nachrüsten einer modernen Standheizung macht im Prinzip immer Sinn, es sei denn Sie nutzen Ihr Fahrzeug nur für kurze Strecken oder das Auto ist schon alt. Prinzipiell können Sie jedes Fahrzeug nachträglich mit diesem Heizsystem ausstatten.

Wann müssen Sie eine Standheizung nachrüsten?

Das Nachrüsten macht immer Sinn, wenn Sie zusammen mit Ihrem Auto der Kälte trotzen wollen – vor allem, weil die meisten Autohersteller die Standheizung nicht serienmäßig integrieren.

Die Nachrüstung macht keinen Sinn, wenn Sie das Auto ständig nur für ganz kurze Strecken nutzen. Denn dieses Heizsystem belastet die Autobatterie, die mit dem Nachladen nicht hinterher kommt. Als Richtwert können Sie mit einer Minute Fahrzeit für eine Minute Heizzeit rechnen. Bei einer durchschnittlich üblichen Heizzeit in deutschen Wintern von ungefähr 20 Minuten sollten Sie mindestens genauso lange fahren – oder die Heizung nicht nutzen. Auch wenn Ihr Fahrzeug bereits etliche Jahre auf dem Buckel hat, sollten Sie von einer Nachrüstung absehen.

Für den Heizvorgang wird bei kraftstoffbetriebenen Versionen Benzin oder Diesel benötigt. Allerdings kommt der Motor durch die Vorwärmung schneller auf Betriebstemperatur, wodurch sich der verbrauchte Kraftstoff wieder einsparen lässt.

Beispiel: Ein Auto verbraucht auf 100 Kilometer 8 Liter. In der Kaltstartphase liegt der Verbrauch um das bis zu Zweifache über dem Normwert, also in diesem Fall bei 16 Liter auf 100 Kilometer. Bei einer Strecke von 5 Kilometer beträgt der Verbrauch also 0,8 Liter. So amortisiert sich der Kraftstoffverbrauch zum Heizen, der bei meist 0,2 – 0,4 Liter für eine halbe Stunde liegt, ziemlich schnell.

Welche Autos können nachgerüstet werden?

Generell können Sie jedes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor nachrüsten. Dabei muss die Heizung immer an den Tank, Kühlwasserkreislauf und die Elektronik angeschlossen werden. Aufgrund der notwendigen Kenntnisse der verschiedenen Autoteile ist ein selbstständiger Einbau nicht ratsam.

Wie lassen sich Standheizungen nachrüsten?

Eine solche Heizung selbst nachzurüsten ist nicht empfehlenswert. Denn das Heizsystem muss an den Kraftstoffleitung angeschlossen werden, die Verkleidung des Motorraums entfernt und neue Anschlüsse an der Batterie verlegt werden. Auch der Anschluss des Steuergeräts an der Bordelektronik fällt an – allesamt Vorgänge, die fachmännische Kenntnisse bedürfen.



Kosten

Für die Kosten müssen Sie das Material und den Arbeitsaufwand berücksichtigen. Abhängig vom Fahrzeugtyp und der Ausstattung der Standheizung müssen Sie mit 1.200 bis über 2.000 Euro rechnen.

WISSENSWERT:
Eine Abnahme der eingebauten Heizung durch den TÜV ist erforderlich, solange Sie das Heizgerät nicht durch den Fachmann einbauen lassen. Achten Sie beim Einbau durch die Werkstatt auf das EG-Typgenehmigungszeichen auf dem Typschild und ein unterzeichnetes Beiblatt. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.

Wie hoch sind die Kosten bei einer Nachrüstung?

Material:

Zunächst ist entscheidend, ob es sich um elektrobetriebene und brennstoffbetriebene Bauart handelt.

Das brennstoffbetriebene Heizelelement, das jeweils zur Fahrzeuggröße passen muss, kostet 700 bis 1.200 Euro. Je größer das Auto, desto mehr Leistung ist notwendig und desto teurer ist demnach das Material.

Die Steuerung der Heizung wird Sie zusätzliche 300 bis 500 Euro kosten. Auch hier gilt: Etwaige Funktionen, beispielsweise ein Funkmodul, um die Temperatur aus der Ferne an- oder ausschalten zu können, heben den Preis. So müssen Sie für ein komplettes Set für einen Benziner mit mindestens 1.000 Euro rechnen.

Bei Fahrzeugen mit Diesel ist manchmal ein Zuheizer erforderlich, um das Autoinnere zu wärmen. Dieser arbeitet nur bei angeschaltetem Motor. Besitzen Sie ein solches Auto, sind Aufrüstsätze notwendig. Kostenpunkt: 200 bis 500 Euro. Da die Kosten für das Heizelement und die Steuerung allerdings bereits ab 500 bis 1.000 Euro erhältlich sind, liegen Dieselfahrzeuge mit Zuheizer im gleichen preislichen Rahmen wie Benziner.

TIPP:
Eine Fernbedienung kann einen Preisunterschied von bis zu 400 Euro ausmachen.

Arbeitsaufwand:

Wie viel Sie für die Arbeit bezahlen müssen, hängt vom Stundensatz der Werkstatt. Meist liegt dieser zwischen 50 und 100 Euro. Aber auch der Fahrzeugtyp ist entscheidend. So müssen neue Anschlüsse gelegt, das Heizgerät an die Elektronik angeschlossen und dafür etliche Teile auch freigelegt werden. Gerade bei Motorräumen mit wenig Platz bedeutet das mehr Zeitaufwand.

Mit vier bis fünf Arbeitsstunden sollten Sie zum Einbau durchaus rechnen. Vereinzelt kann es aber auch länger dauern. Somit sind ergibt sich für diesen Kostenpunkt eine Preisspanne von mindestens 200 Euro bis 500 Euro.

Gesamt:

Insgesamt müssen Sie also für eine Nachrüstung mit mindestens 1.200 Euro rechnen, Kosten bis zu 2.000 Euro sind aber durchaus im Bereich des Möglichen.

Beispiele für Dieselfahrzeuge von Skoda, für die ein Zuheizer notwendig wird:

HerstellerFahrzeugKosten (ohne Montage)
WebastoSkoda Fabia 1.4 TDI700 Euro
EberspächerSkoda Octavia 2.0 TDI750 Euro
EberspächerSkoda Yeti 2.0 TDI800 Euro
WebastoSkoda Superb TDI 2.01.000 Euro

Beispiel für Benziner:

HerstellerFahrzeugKosten (ohne Montage)
EberspächerDacia Duster700 Euro
WebastoHyundai i30950 Euro
WebastoCitroen Berlingo1.100 Euro
EberspächerBMW 3 Gran Turismo1.200 Euro
TIPP:
Fragen Sie zwischen März und Juni bei Ihrer Werkstatt nach einem Komplettangebot aus Material und Montage. Wenn Sie Glück haben, können Sie bei Kleinwagen bis zu 20 Prozent sparen.


Fazit

Lästiges Eiskratzen gehört dank einer modernen Standheizung der Vergangenheit an. Neben komfortablen Temperaturen im Innenraum bereits beim Losfahren profitieren Sie auch vom vorgewärmten Motor, der weniger Benzin verbraucht als bei einem Kaltstart. Als Hersteller für Kraftstoff-Standheizungen sind Webasto und Eberspächer die bekanntesten. Calix und Defa bieten Varianten für Elektrofahrzeuge an, Truma ist auf Lkw- und Wohnmobilstandheizungen spezialisiert.

Prinzipiell können Sie jedes Fahrzeug nachrüsten lassen. Damit sich die Autobatterie nicht entlädt, sollte die Fahrzeit stets die Aufwärmzeit überschreiten. Für Material samt Einbau sollten Sie mindestens 1.200 Euro bis 2.000 Euro rechnen, je nach Fahrzeugtyp und Funktionen der Heizung.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.