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Ausstattung

Anhängerkupplung nachrüsten: Unterschiede, Ablauf & Kosten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2022
Lesedauer: 10 Minuten
© Astrid860 / istockphoto.com

Sie möchten mit Ihrem Pkw demnächst einen Wohnwagen oder einen anderen Anhänger ziehen oder vielleicht auch nur einen Fahrradträger befestigen und fragen sich, ob die Nachrüstung einer Anhängerkupplung möglich ist? Wir erklären Ihnen, welche unterschiedlichen Möglichkeiten es gibt und was beim Einbau beachtet werden muss. Außerdem erfahren Sie, mit welchem Preis Sie rechnen müssen, wenn Sie eine Anhängevorrichtung nachrüsten möchten.

Alles auf einen Blick:

  • Anhängerkupplungen können meistens problemlos nachgerüstet werden. Es gibt allerdings Ausnahmen – wir zeigen Ihnen, wie Sie diese erkennen.
  • Es gibt verschiedene Arten: starre, abnehmbare und schwenkbare. Welche Art Sie benötigen, hängt vom gewünschten Verwendungszweck ab.
  • Für einige Arten muss eine Eintragung beim TÜV erfolgen.
  • Die Einbaukosten richten sich unter anderem nach dem verwendeten Bauteil sowie nach der Automarke. Die Preise bei einem Audi A4 sind andere als bei einem Opel Insignia.

Was ist eine Anhängerkupplung (AHK)?

Bei einer AHK handelt es sich um ein Bauteil aus Metall, das im hinteren unteren Bereich eines Pkws montiert ist. An diesem kann ein Anhänger befestigt werden. Da die Anhängevorrichtung ein hohes Gewicht ziehen muss, ist es besonders wichtig, ein Produkt von hervorragender Qualität zu wählen.

Welche Anhängerkupplungsarten gibt es ?

  1. Starre Anhängerkupplung

    Die starre Variante eignet sich in erster Linie für den regelmäßigen Einsatz und kommt daher beispielsweise bei Bau- und Lieferfahrzeugen zum Einsatz. Dieses Modell ist mit einem Kugelkopf ausgestattet und es wird fest mit dem Montage-Querträger verbaut. Im Vergleich zu den anderen Varianten ist die starre Anhängerkupplung inklusive Montage kostengünstig und daher sehr beliebt.
Schwarze starre Anhängerkupplung an einem silbernen Auto
© Astrid860 / istockphoto.com
  1. Abnehmbare Anhängerkupplung
    Die abnehmbare Variante kann bei Bedarf schnell montiert, aber genauso schnell wieder entfernt werden. Sie ist daher nicht für den Dauereinsatz konzipiert. Möchten Sie beispielsweise gelegentlich Baumaterialien in einem Hänger transportieren oder mit einem kleinen Wohnragen verreisen, eignet sich diese Variante hervorragend.

    Wenn Sie nicht möchten, dass die Optik des Autos permanent beeinträchtigt ist, kann die abnehmbare Variante für Sie die perfekte Lösung darstellen.

    Im Vergleich zur starren Art ist die abnehmbare jedoch meist teurer.
WICHTIG!
Wenn Sie eine abnehmbare AHK verwenden, schauen Sie unbedingt in den Papieren nach, ob Sie diese abnehmen müssen, wenn Sie ohne Anhänger unterwegs sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn das Nummernschild teilweise verdeckt wird.
  1. Schwenkbare Anhängerkupplung
    Die schwenkbare Anhängerkupplung stellt eine praktische Kombination aus der starren und der abnehmbaren Variante dar. Sie eignet sich daher durchaus für Vielnutzer, die jedoch Wert darauf legen, dass die Anhängevorrichtung bei Nichtverwendung aus dem Sichtfeld verschwindet. Wird sie nicht benutzt, klappen Sie sie einfach zur Seite, sodass sie innerhalb von Sekunden unter der Stoßstange verschwindet und praktisch nicht mehr sichtbar ist. Hierfür sind nur wenige Handgriffe notwendig.

    Nachteil dieser Variante ist allerdings, dass diese nicht für alle Autotypen angeboten wird und es einige Autos gibt, bei denen die Kupplung nicht komplett unter der Stoßstange verschwindet, sodass Teile davon sichtbar bleiben.
starre AHKabnehmbare AHKschwenkbare AHK
für Dauereinsatz geeignetjaneinja
Kostenfaktorsehr preisgünstigmittelpreisighochpreisig
abnehmbarneinjanein
schwenkbarneinneinja
Optik des Autos beeinträchtigtjaneinteilweise

Sonderfall Wohnmobil

Wenn Sie Ihr Wohnmobil mit einem Anhänger erweitern möchten, entscheiden Sie sich am besten für eine spezielle Wohnmobilanhängerkupplung, da die auf besondere Lasten ausgelegt ist. Hierfür wird der sogenannte D-Wert zugrunde gelegt.

WAS IST DER D-WERT?
Der D-Wert ist der sogenannte Deichsel-Wert mit der Einheit kN. Sie finden ihn im Typschild der Anhängevorrichtung. Der D-Wert wird aus der zulässigen Gesamtmasse des Fahrzeugs selbst und des Anhängers berechnet. Je höher er ist, desto mehr darf angehängt werden.


Anhängerkupplung nachrüsten

Ehe Sie nachrüsten, sollten Sie herausfinden, ob Sie laut Führerschein überhaupt mit Anhänger fahren dürfen und ob Ihr Fahrzeug als Zugfahrzeug verwendet werden darf. Erst danach lohnt es sich, über das benötigte Produkt und die damit verbundenen Kosten nachzudenken.

Nachrüstung – ist das immer möglich?

Bei den meisten, aber nicht bei allen Pkws ist es möglich, sie mit einer AHK nachzurüsten. Der Einbau ist beispielsweise in den folgenden Fällen nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich:

  • bei Fahrzeugen, deren Auspuff in der Mitte sitzt
  • bei Autos, die einen Heckmotor und nur wenig Spielraum haben
  • wenn aus den Papieren hervorgeht, dass das Auto nicht als Zugfahrzeug für einen Anhänger verwendet werden darf. Das erkennen Sie daran, dass in den Feldern zur Anhängelast (O.1 und O.2) und zur Stützlast (13) nichts eingetragen ist. In diesem Fall muss eine Einzelabnahme erfolgen, ehe ein Anhänger genutzt werden darf
  • Auch E-Autos und Fahrzeuge mit Hybridtechnik sind nicht optimal geeignet für große Lasten – schon allein aufgrund der sowieso schon begrenzten Reichweite. Viele Hersteller geben diese Fahrzeuge nicht für eine AHK frei

Welche AHK ist die richtige für mein Fahrzeug?

Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren:

  1. Vom gewünschten Einsatzweck und der Häufigkeit der Verwendung
    Fahren Sie nur einmal im Jahr mit dem Wohnwagen in den Urlaub, lohnt sich eine abnehmbare Variante. Bauen Sie jedoch gerade ein Haus und benötigen den Anhänger regelmäßig, um Baumaterialien zu transportieren, können sich eine schwenkbare oder eine starre Anhängerkupplung mehr lohnen.
  1. Vom Auto
    Es kann nicht an jedes Auto jede beliebige Kupplung montiert werden. Deshalb sollten Sie unbedingt ein Modell wählen, das für das jeweilige Auto konzipiert ist. Am besten eignen sich Originalteile des Fahrzeugherstellers. Diese haben zudem den Vorteil, dass eine TÜV-Prüfung in der Regel nicht mehr erfolgen muss, weil das originale Bauteil bereits für das Fahrzeug vorgesehen ist.

Welche Anhängersteckdose wird benötigt?

Es gibt 7- und 13-polige Stecker. Welchen Sie benötigen, hängt von der jeweiligen Automarke ab und sollte vor dem Kauf geklärt werden. Sollten Sie sich versehentlich für ein „falsches“ Modell entschieden haben, können Sie jedoch einen Adapter verwenden.

UNSER TIPP
Wenn Sie sich einen Neuwagen zulegen möchten, dann ordern Sie die AHK am besten gleich mit. Das ist in der Regel günstiger als nachzurüsten.

Selbst nachrüsten oder einen Fachmann beauftragen?

Wenn Sie für Ihr Auto zukünftig zum Beispiel eine abnehmbare Anhängerkupplung verwenden möchten, können Sie diese selbst nachrüsten oder einen Experten beauftragen. Wir empfehlen, die Montage durch einen Profi durchführen zu lassen. Das hat nämlich einige Vorteile:

  • Hebebühne und notwendige Werkzeuge sind vorhanden
  • Elektrosatz wird fachmännisch eingebaut
  • Gewährleistung

Durch die Nachrüstung mit einer solchen Kupplung verändert sich übrigens das Fahrzeug auf den ersten Blick kaum. Aber natürlich ändert sich das Fahrverhalten, wenn eine schwere Last gezogen wird. Das sollten Sie immer bedenken.

Anhängerkupplung Montage

  1. Entfernen der eventuell vorhandenen Heckblende sowie der Heckschürze
  2. Lösen des Steckers der unteren Heckleuchte
  3. Abnehmen des hinteren Stoßfängers
  4. Befestigung der Anhängevorrichtung am vorhandenen Querträger (bei einigen Automarken wird der Querträger durch den Einbau ersetzt)
  5. Anschließen der Kabel an die im Kofferraum befindliche Bordelektronik
  6. Anschrauben der Steckdose
  7. Montage des Stoßfängers und der Heckblende (gegebenenfalls muss eine neue Heckblende eingebaut werden, die über eine Durchführung verfügt)


Rechtliches

Es ist nur so ein kleines Bauteil, aber es hat doch einige Auswirkungen. Einfach einbauen und Last anhängen – das geht nicht. 

Voraussetzungen

Um den Pkw mit einer Anhängerkupplung nachzurüsten, braucht es bestimmte Voraussetzungen. Sie sollten daher zunächst einen Blick in die Papiere des Wagens werfen. Dort müssen die maximale Stützlast sowie die maximale Anhängelast angegeben sein. Denn nur dann darf Ihr Auto einen Anhänger überhaupt ziehen. Sonst ist die Nachrüstung ausgeschlossen. 

WICHTIG:
Bevor Sie Ihr Fahrzeug mit einer AHK ausstatten, sollten Sie überprüfen, ob Sie überhaupt mit Anhänger fahren dürfen. Hier kommt es auf die eingetragene Führerscheinklasse sowie auf das Gewicht des Anhängers bzw. des Gespannes von Auto und Anhänger an.

Muss die Anhängevorrichtung beim TÜV eingetragen werden?

Die Frage, ob eine AHK eingetragen werden muss, hängt maßgeblich davon ab, ob es sich um ein Original-Bauteil der jeweiligen Automarke handelt oder nicht. Ist dies der Fall, wurde das Fahrzeug bereits mit der Kupplung getestet, sodass keine gesonderte Abnahme durch den TÜV erfolgen muss.

Entscheiden Sie sich jedoch für ein Modell eines Drittanbieters, so kommen Sie oft nicht darum herum, den TÜV nach dem Einbau aufzusuchen, um die Anhängerkupplung in die Papiere eintragen zu lassen. Der TÜV stellt sicher, dass das Fahrzeug als Zugfahrzeug für die vorgesehene Anhängelast geeignet ist. Ein TÜV-Besuch ist allerdings nur notwendig, wenn das Bauteil nicht über eine EG-Typgenehmigung verfügt.

Woran erkennt man eine EU-Zulassung?

Die EU-Zulassung finden Sie direkt auf der Anhängerkupplung. Steht dort ein „E“, bedeutet dies, dass das Modell über eine EU-Zulassung verfügt. Die Anhängerkupplung muss dann nicht gesondert eingetragen werden.

Anhängerkupplung nachrüsten – Kosten

Welche Kosten für das Nachrüsten anfallen, richtet sich maßgeblich danach, ob Sie das Bauteil selbst einbauen oder eine Werkstatt beauftragen. Außerdem richtet sich der Preis nach der Automarke und nach dem Hersteller des Anbauteils.

Wie setzen sich die Kosten zusammen?

  • Anschaffungskosten
    Die Kosten für die Anhängerkupplung richten sich vor allem nach deren Art. Die starre Variante kann je nach Automarke und Hersteller des Bauteils zwischen 150 bis 200 Euro kosten. Entscheiden Sie sich für eine abnehmbare Variante, müssen Sie 300 bis 400 Euro einplanen, während eine schwenkbare Anhängerkupplung zwischen 450 bis 500 Euro kostet.

    Der Kabelsatz (E-Satz), den Sie benötigen, um Strom für den Anhänger zu generieren, kostet etwa 100 Euro.
  • Montagekosten
    Die Montagekosten richten sich unter anderem nach dem Fahrzeugtyp. Sie können bei 150 bis 500 Euro liegen.
  • Zusatzkosten bei Eintragung ohne EU-Zulassung
    Die Zusatzkosten, die entstehen, wenn Sie die Anhängerkupplung durch den TÜV prüfen und eintragen lassen müssen, liegen bei mindestens 30 Euro.


Fazit

Es gibt starre, abnehmbare und schwenkbare Anhängerkupplungen, die für verschiedene Automarken verwendet werden können. Ist ein Fahrzeug jedoch nicht als Zugfahrzeug deklariert, darf keine AHK angebaut werden. Grundsätzlich sollten Sie für das Nachrüsten ein Original-Bauteil der jeweiligen Automarke verwenden und sich an Experten mit dem entsprechenden Know-how wenden. Gegebenenfalls muss eine Abnahme und Eintragung durch den TÜV erfolgen. Erst dann können Sie den Anhänger, den Wohnwagen oder einen Fahrradträger am Heck des Fahrzeugs befestigen.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.