Auto-werkstatt.de Icon
Rund ums Autofahren

Führerschein mit 17 − Warum ist er sinnvoll?

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 04. Juni 2024
Lesedauer: 7 Minuten
© Bjoern Wylezich / istockphoto.com

In Deutschland gibt es bereits seit vielen Jahren das Modell des Führerscheins mit 17. Durch dieses wird es  jungen Menschen ermöglicht, bereits vor dem Erreichen der Volljährigkeit ein Auto im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen − allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

Grundsätzlich weist dieses Konzept zahlreiche Vorteile auf, die dafür sprechen, den Führerschein bereits mit 17 Jahren zu machen. Dennoch können auch gewisse Nachteile davon ausgehen, die auf den ersten Blick kaum ersichtlich sind.

Der folgende Artikel erläutert die generellen Regelungen in Deutschland zum Fahren mit 17 Jahren und zeigt außerdem die konkreten Vorteile dieses Konzepts auf. Ebenfalls werden die potentiellen Nachteile beleuchtet.

Fahren mit 17 − Das gilt in Deutschland

Das Modell des Führerscheins mit 17, auch bekannt unter dem Ausdruck „Begleitetes Fahren ab 17“, ermöglicht es jungen Menschen, bereits mit 17 Jahren die Fahrerlaubnis der Klasse B zu erwerben.

Für diesen Führerschein müssen sie wie jeder andere Führerscheinanwärter auch die entsprechende theoretische und praktische Prüfung bestehen. Für die Ausbildung lässt sich im Grunde in jeder Stadt und Gemeinde eine passende Fahrschule in deiner Nähe finden.

Die Besonderheit des Führerscheins mit 17 besteht jedoch darin, dass die jungen Führerscheinbesitzer das Auto ausschließlich fahren dürfen, wenn sie von ihrer eingetragenen Aufsichtsperson begleitet werden. Diese muss mindestens 30 Jahre alt und seit mindestens fünf Jahren im Besitz der Fahrerlaubnis Klasse B sein. Darüber hinaus ist vorgeschrieben, dass die Begleitperson während der Fahrt mit dem jungen Fahrer nüchtern ist − maximal darf sie 0,5 Promille Alkohol im Blut haben.

Wie läuft der Führerschein mit 17 ab?

Um den Führerschein mit 17 zu erlangen, müssen Jugendliche im Grunde den gleichen Prozess durchlaufen wie bei der regulären Führerscheinprüfung ab 18 Jahren.

Der erste Schritt zum Führerschein mit 17 besteht darin, die theoretische Prüfung abzulegen, die sich rund um die Verkehrsregeln, -zeichen und -situationen dreht. Hierfür stehen den angehenden Fahrern im Vorfeld spezielle Lehrmaterialien und Kurse in der Fahrschule zur Verfügung, um sich optimal vorzubereiten.

Nach bestandener theoretischer Prüfung − oder teilweise auch schon während dieser − folgt die praktische Ausbildung. Die Fahrschüler absolvieren eine gewisse Anzahl an Fahrstunden mit einem ausgebildeten Fahrlehrer, um die grundlegenden Fahrtechniken zu erlernen und sich auf die praktische Prüfung vorzubereiten. Während dieser Ausbildungsphase sammeln die Fahrschüler praktische Erfahrungen im Straßenverkehr, sowohl tagsüber als auch nachts, auf verschiedenen Straßenarten und unter unterschiedlichen Witterungsbedingungen.

Sobald die Fahrschüler ausreichend Fahrpraxis gesammelt haben und sich bereit dazu fühlen, absolvieren sie die praktische Prüfung. Bei dieser müssen sie ihr Fahrkönnen vor dem Prüfer unter Beweis stellen. Sie müssen demonstrieren, dass sie verschiedene Fahrmanöver beherrschen und zeigen, dass sie sicher und verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen können.

Nach erfolgreichem Abschluss der theoretischen und der praktischen Prüfung erhalten die Fahrschüler ihren Führerschein der Klasse B, der es ihnen jedoch nur erlaubt, unter bestimmten Bedingungen am Straßenverkehr teilzunehmen. Sie dürfen den Führerschein mit 17 ausschließlich in Begleitung einer eingetragenen Aufsichtsperson nutzen − solange, bis sie ihre  Volljährigkeit erreicht haben.

Diese Vorteile bietet das begleitete Fahren mit 17

Bereits mit 17 Jahren ein Auto durch den öffentlichen Straßenverkehr zu lenken, geht mit vielfältigen Vorteilen einher.

Früher mobil

Ein offensichtlicher Vorteil des Führerscheins mit 17 besteht darin, dass die jungen Menschen bereits vor der Vollendung ihres 18. Lebensjahres mobil sein können. Dies fördert wiederum ihre Unabhängigkeit. Sie können beispielsweise den Weg zur Schule, zur Ausbildung oder zur Arbeit mit dem Auto zurücklegen − vorausgesetzt, ihre Begleitperson hat dafür Zeit.

Fahrpraxis sammeln

Im Rahmen des begleiteten Fahrens sammeln die Jugendlichen bereits sehr früh wertvolle Fahrpraxis. Diese hilft ihnen dabei, zu sicheren und verantwortungsvollen Fahrer zu werden.

Unterstützt wird dies vor allem durch die Anleitung einer erfahrenen Aufsichtsperson. Mit dieser sammeln sie gemeinsam wertvolle Fahrerfahrungen im Straßenverkehr. So sind sie wesentlich besser auf die komplexen Anforderungen im Straßenverkehr vorbereitet, wenn es dann Zeit wird, ganz alleine zu fahren.

Frühe Bewusstseinsbildung

Junge Menschen können durch das Begleitete Fahren mit 17 außerdem frühzeitig ein Bewusstsein dafür entwickeln, was es heißt, Verantwortung im Straßenverkehr zu übernehmen.

Sie lernen, dass sie sich an die Verkehrsregeln halten müssen. Zudem schulen sie ihre Fähigkeit, Risiken zu erkennen und angemessen zu reagieren. Langfristig führt dies zu einem selbstbewussten und sicheren Fahrstil.

Natürlich werden die grundlegenden Kenntnisse auch bereits bei der Ausbildung in der Fahrschule vermittelt, dennoch ist die Situation noch einmal anders, wenn kein Fahrlehrer oder Prüfer mit im Fahrzeug sitzt.

Geringeres Unfallrisiko

Studien konnten bereits belegen, dass das begleitete Fahren zu einer Reduzierung der Unfallrisiken bei jungen Fahrern führen kann. Da bei jeder Fahrt eine erfahrene Begleitperson anwesend ist, werden junge Fahrer dazu ermutigt, sich stets verantwortungsbewusst zu zeigen und Risikosituationen zu vermeiden. Ihr Fahrstil zeigt sich im Vergleich zu normalen Fahranfängern daher sicherer.

Dies honorieren im Übrigen auch die Kfz-Versicherungen, wenn die jungen Fahrer dann ihr erstes eigenes Auto versichern möchten.

Hat der Führerschein mit 17 auch Nachteile?

Wie bei allem im Leben gilt auch für den Führerschein mit 17 das Motto: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Konzept geht mit zahlreichen Vorteilen einher, welche die potentiellen Nachteile klar überwiegen. Dennoch sollte sich über diese zumindest informiert werden.

Abhängigkeit von der Begleitperson

Ein potenzieller Nachteil des Führerscheins mit 17, der besonders offensichtlich ist, besteht in der Abhängigkeit von der eingetragenen Begleitpersonen. Möchten die Jugendlichen zur Schule oder zu einem Treffen mit Freunden fahren, muss sich ihre Begleitperson selbst auch Zeit dafür nehmen.

Zudem haben längst nicht alle Jugendlichen die Möglichkeit, überhaupt eine geeignete Aufsichtsperson zu finden, die sie dazu auch noch regelmäßig begleiten könnte. Dadurch haben sie dann kaum die Chance, Fahrpraxis im Straßenverkehr zu sammeln.

Höhere Kosten

Die Fahrerlaubnis bereits mit 17 Jahren zu erwerben, ist im Vergleich mit dem herkömmlichen Führerschein mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese fallen nicht nur für die Ausbildung selbst an, sondern auch für die Versicherung des Fahrzeugs, mit dem die Führerscheinneulinge gemeinsam mit ihrer Begleitperson unterwegs sind. Somit kann das begleitete Fahren mit 17 durchaus eine zusätzliche finanzielle Belastung für junge Menschen und ihre Familien darstellen.

Verlockung zu riskantem Verhalten?

Kritiker des Konzepts äußern immer wieder, dass das begleitete Fahren junge Fahrer dazu verleiten könnte, sich unverantwortlich zu verhalten − schließlich wissen sie, dass ihre Begleitperson anwesend ist. Sie gingen dann häufig die Fehlannahme ein, dass dadurch schon nichts Schlimmes passieren könnte. Allerdings zeigen die erwähnten Studien, dass Fahrer mit 17 kein erhöhtes Risiko für Unfälle aufweisen − ganz im Gegenteil.

Insgesamt lässt sich also feststellen, dass das Modell des Führerscheins mit 17 eine Vielzahl von Vorteilen für junge Menschen bedeutet, die bereits möglichst früh sicher und verantwortungsbewusst am Straßenverkehr teilnehmen möchten.

Trotz einiger potenzieller Nachteile überwiegen die positiven Aspekte dieses Konzepts klar. Dies gilt  insbesondere in Bezug auf die Förderung der Verkehrssicherheit und die frühzeitige Entwicklung einer sicheren Fahrpraxis.

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.