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Elektromobilität

E-Autos im Winter: Weniger Reichweite bei Kälte

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 19. November 2021
Lesedauer: 8 Minuten
© MarioGuti/ istockphoto.com

Einer der viel diskutierten Punkte beim Thema Elektromobilität ist die Reichweite von Elektroautos. Im Winter kann es dabei besonders Probleme geben, und der eine oder andere Autofahrer kann schon einmal überraschend liegen bleiben. Denn mit Kälte kommen die Akkus solcher Fahrzeuge gar nicht gut zurecht.

Alles auf einen Blick:

  • Elektroautos brauchen im Winter länger, um aufzuladen. Hinzu kommt, dass die Reichweite solcher Autos bei kalten Temperaturen eingeschränkt ist. Teilweise können Sie nur noch halb so viele Kilometer wie im Sommer fahren.
  • Das liegt am schlechteren Wirkungsgrad der Batterie bei kühlen Temperaturen und dem erhöhten Energieverbrauch durch Licht und Heizung.
  • Wie viele Kilometer in der kalten Jahreszeit drin sind, hängt von der Fahrweise, der Außentemperatur, der Durchschnittsgeschwindigkeit und den restlichen Energiefressern ab.
  • Um die Reichweite zu verbessern, ist es beispielsweise sinnvoll, das Auto schon beim Laden zu heizen und die Heizung während der Fahrt nicht zu stark hochzufahren.

E-Autos im Winter: Das sollten Sie wissen

Ob Smartphone, Taschenlampe oder Akkuschrauber: Jedes Gerät, das mit einer Batterie oder einem Akku läuft, hat es bei Kälte und Frost etwas schwerer als bei milden oder sommerlichen Temperaturen. So ist das auch bei Elektroautos.

Was müssen Sie bei Elektroautos im Winter beachten?

Besitzer eines Elektroautos sollten ein paar grundlegende Dinge zu Funktion und Leistungsfähigkeit ihres Fahrzeugs in der frostigen Jahreszeit kennen. Ansonsten kann es beispielsweise passieren, dass Sie mit Ihrem Fahrzeug liegen bleiben, bevor Sie die nächste Ladestation erreichen.

Besonderheiten von E-Autos:

  • Das Laden des E-Auto-Akkus dauert länger als im Sommer.
  • Bei kaltem Wetter braucht der Akku für die gleiche Leistung mehr Energie. Dadurch schaffen Sie bei kalten Temperaturennicht ganz so viele Kilometer wie sonst.
  • Heizung und Licht beanspruchen die Batterie zusätzlich. Der dadurch höhere Energieverbrauch sorgt dafür, dass die eingeschränkte Reichweite noch geringer wird.

Warum braucht das Elektroauto im Winter länger zum Aufladen?

Elektroautos sind in der Regel mit leistungsstarken Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet. Warum sie in der kalten Jahreszeit zum Aufladen mehr Zeit einkalkulieren müssen, hat zwei Gründe:

  1. Der Ladevorgang an sich dauert länger, da die elektrische Leitfähigkeit schlechter wird und so die chemische Reaktion im Inneren verlangsamt.
  2. Zudem muss die Strommenge aus der Ladestation gedrosselt werden. Die reguläre Strommenge überfordert den langsamer aufladenden Lithium-Ionen-Akku und könnte Schäden verursachen.

Ist Kälte schädlich für den Akku von Elektroautos?

Frostige Temperaturen vermindern nicht nur die Leistungsfähigkeit von Batterien, sondern beeinflussen auch deren Lebensdauer. Besonders während des Aufladevorgangs kann eine kalte Umgebung der Batterie stark zusetzen und zu Schäden führen.

Hersteller wissen darüber jedoch Bescheid und treffen entsprechende Schutzvorkehrungen, indem die Akkus beispielsweise eine spezielle Isolierung gegen starke Unterkühlung erhalten. Zudem haben Ladestationen ein Schutzsystem, das die Strommenge bei kalten Temperaturen automatisch drosselt. Da die chemische Reaktion beim Aufladen langsamer abläuft, wäre die Batterie mit der regulären Strommenge schlichtweg überfordert. Die geringere Strommenge ist jedoch an die Aufladegeschwindigkeit angepasst.



Warum haben E-Autos im Winter eine geringere Reichweite?

Akkus haben bei frostigen Temperaturen einen niedrigeren Wirkungsgrad. Das bedeutet, dass im Vergleich zu warmen Temperaturen mehr Energie benötigt wird, um die gleiche Leistung zu vollbringen. Wer also beispielsweise im Sommer mit einer Akkuladung 200 Kilometer schafft, kommt im Winter womöglich nur noch halb so weit.

Zusätzliche Energiefresser

Ein weiterer Grund ist der generell höhere Energieverbrauch in der dunklen und kalten Jahreszeit. Die Batterie muss beispielsweise auch das Licht und die Heizung mit Strom versorgen. Der Energiebedarf beim Heizen ist dabei nicht zu unterschätzen: Klimaanlage, Front- und Heckscheibenheizung, Sitzheizung und womöglich sogar Lenkradheizung fordern eben ihren Tribut. Die Batterie muss also eine gehörige Portion ihrer Energiereserven an die Heizung abtreten, was sich letztlich wiederum auf die Reichweite auswirkt.

Ein weiterer Energieverbraucher, von dem Sie aber nicht einmal etwas mitbekommen, ist die Heizung des Akkus selbst. Um die Leistungsfähigkeit auch bei kaltem Wetter möglichst stabil zu halten, werden diese in den meisten Elektroautos beheizt.

So viele Kilometer schafft Ihr E-Auto

Dass die Reichweite von elektrischen Fahrzeugen im Winter leidet, ist mittlerweile klar geworden. Wirklich interessant ist aber für die meisten, wie viele Kilometer Sie nun tatsächlich fahren können, bevor Sie die nächste Ladestation anzapfen müssen.

Wie weit kommen Elektroautos im Winter?

Wie sich die maximale Reichweite genau verändert, lässt sich kaum vorhersagen. Denn darauf haben mehrere Faktoren Einfluss, wie die Kapazität des E-Auto-Akkus, die Fahrweise, die Fahrgeschwindigkeit oder die Temperatur.

ACHTUNG!
Eine ausreichende Reichweitenreserve einzuplanen, ist im Winter besonders wichtig.

Um einen Anhaltspunkt für das eigene Auto zu finden, können Verbraucher beispielsweise den Reichweitenrechner von EFahrer.com nutzen. Hier lassen sich Hersteller und Fahrzeugmodell sowie die wichtigsten Faktoren (Außentemperatur und Geschwindigkeit) auswählen.

Ein Schwachpunkt dieses Rechners ist jedoch, dass der Energieverbrauch durch die Heizung nicht beachtet wird. Gerade im Winter hat das jedoch entscheidenden Einfluss auf die tatsächliche Reichweite.

Beispiel: Veränderte Reichweite im Winter

In der Tabelle sehen Sie, wie viele Kilometer die fünf am meisten in Deutschland verkauften Elektroautos bei verschiedenen Temperaturen schaffen. Dabei wurde von einem normalen Fahrstil und verschiedenen Durchschnittsgeschwindigkeiten ausgegangen. Die Kilometer-Angaben stammen aus dem Reichweitenrechner.

Fahrzeug* 20°C 0°C -10°C
50 km/h 100 km/h 50 km/h 100 km/h 50 km/h 100 km/h

Renault Zoe

587 km

331 km

286 km

255 km

227 km

229 km

Tesla Model 3

617 km

348 km

287 km

263 km

226 km

234 km

BMW i3

533 km

301 km

245 km

226 km

193 km

201 km

VW e-Golf

343 km

194 km

181 km

155 km

147 km

141 km

Smart Fortwo

230 km

130 km

104 km

97 km

81 km

86 km

*Renault Zoe Z.E. (52 kWh), Tesla Model 3 Standard Range Plus (50 kWh), BMW i3 120 Ah (42,2 kWh), VW e-Golf (35,8 kWh), Smart EQ fortwo 2018 (17,6 kWh)



So erhöhen Sie die Reichweite

Dass sich die Reichweite von Elektroautos im Winter generell verringert, können Sie nicht ändern. Sie können jedoch mit dem einen oder anderen Kniff dafür sorgen, dass sich die Kilometerzahl nicht ganz so drastisch nach unten verschiebt.

Tipps: Wie können Sie im Winter für mehr Reichweite sorgen?

Bei Kälte ist der Energieverbrauch Ihres Elektroautos viel höher als im Sommer – daher ist die Reichweite auch so eingeschränkt. Die Devise lautet also: Batterie schonen und Energie sparen, wo es nur möglich ist.

  • Lassen Sie den Innenraum bereits während des Ladevorgangs wärmen. So brauchen Sie während der Fahrt nicht oder nicht so stark zu heizen und sparen dadurch Energie. Sie können diese Option bei den meisten Elektroautos in den Fahrzeugeinstellungen aktivieren.
  • Haben Sie eine Garage? Dann nutzen Sie diese. So verhindern Sie, dass der Lithium-Akku besonders stark auskühlt und zum Laden sehr lange braucht.
  • Die Innenraumheizung braucht generell viel Energie, vor allem, wenn sie auf der Höchststufe läuft. Stellen Sie diese daher lieber sparsam ein und nutzen Sie vorrangig die Sitzheizung. Diese braucht nicht so viel Energie und wärmt dafür wohlig warm direkt am Körper. Die Lenkradheizung arbeitet ebenfalls sehr effektiv und braucht nur wenig Energie.
  • Falls nicht bereits verbaut, könnte das Nachrüsten einer Wärmepumpe für Sie sinnvoll sein. Sie nutzt die Wärme aus dem Elektromotor, um die Innenraumheizung zu betreiben.
ACHTUNG!
Mehr Reichweite darf Ihnen nie wichtiger als die Sicherheit sein. Sparen Sie nicht an Energie, indem Sie das Licht ausschalten. Gerade in der Winterzeit ist es oft sogar tagsüber so düster, dass die Sicht im Straßenverkehr leidet und Autos ohne Licht schlechter gesehen werden.

Fazit

Elektromobilität ist derzeit das Trendthema in der Automobilbranche. Besitzer eines Elektroautos sollten jedoch zwei wichtige Dinge im Winter beachten: Ihr Auto braucht für den Aufladevorgang länger, und die Reichweite ist merklich eingeschränkt. Das liegt daran, dass die chemische Reaktion im Inneren des Akkus langsamer abläuft und der Wirkungsgrad sinkt, wenn es außen kalt ist. Für den regulären Betrieb benötigt ein E-Auto in der Winterzeit also mehr Energie als im Sommer. Hinzu kommen einige Energiefresser, wie die Heizung, die sich an den Reserven der Batterie bedienen. In extremen Fällen kann sich die Reichweite, verglichen mit der warmen Jahreszeit, um circa die Hälfte reduzieren. Mit ein paar wenigen Tipps können Sie jedoch die geringere Reichweite positiv beeinflussen.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.