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Defektes Zweimassenschwungrad: Symptome, Weiterfahrt & Kosten

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 08. April 2022
Lesedauer: 8 Minuten
© sergeyryzhov - istockphoto.com

Aus dem modernen Fahrzeugbau ist ein Zweimassenschwungrad nicht mehr wegzudenken. Es sorgt dafür, dass Antriebsgeräusche erheblich reduziert werden und trägt aktiv zum Fahrkomfort bei. Ist in Ihrem Auto das Zweimassenschwungrad defekt, sollten Sie nicht zu lange mit der Reparatur warten. Denn auch wenn Sie damit zunächst ohne Probleme weiterfahren können, kann sich das langfristig negativ auf andere Autoteile auswirken und größere Schäden verursachen. Woran Sie erkennen, dass Ihr Zweimassenschwungrad defekt ist und wie viel eine Reparatur kostet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick

  • Ein Zweimassenschwungrad ist zwischen Auto und Motor verbaut und dafür zuständig, die vom Motor ausgehenden mechanischen Schwingungen abzufangen.
  • Ungewöhnlich laute Motorgeräusche sowie eine vibrierende Kupplung im Stand zählen als Anzeichen für ein defektes Zweimassenschwungrads.
  • Im eingebauten Zustand können das Kippspiel und der Freiwinkel der beiden Schwungscheiben in einer Kfz-Werkstatt vermessen werden, um das Schwungrad als Schadensursache zu identifizieren.
  • Der Preis für den kompletten Austausch ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig und kann insgesamt bei bis zu 1.000 Euro liegen.

Funktion

Das Zweimassenschwungrad dient in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor als eine Art Puffer. In modernen Fahrzeugen gilt es als technischer Standard. Es fängt während der Autofahrt die im Motor entstehenden mechanischen Schwingungen ab. So können Autos mit hoher Leistung trotzdem leise arbeiten.

Was ist ein Zweimassenschwungrad?

Das Zweimassenschwungrad (ZMS) federt während der Autofahrt mechanische Schwingungen, die zwischen Antriebsstrang und Motor beim Kupplungsvorgang entstehen, ab. Im Auto befindet es sich zwischen Getriebe und Motor. Ein ZMS zählt bei der Produktion von modernen Autos mit Viertaktmotoren bereits zum technischen Standard.

Zweimassenschwungrad in Nahansicht
© loraks – istockphoto.com

Es setzt sich aus zwei Scheiben, auch Massen genannt, zusammen:

  • Primärschwungrad: Das Primärschwungrad ist an der Seite des Motors verbaut.
  • Sekundärschwungrad: Das Sekundärschwungrad ist an der Seite des Getriebes verbaut.

Die beiden Schwungräder sind durch einen Drehschwingungsdämpfer verbunden. Er ist sozusagen das Innenleben und fängt die vom Motor ausgehenden Schwingungen ab. So werden die mechanischen Schwingungen vom Getriebe und von der Antriebsstrang isoliert.

Der Schwingungsdämpfer besteht aus folgenden Bauteilen:

  • Gleitlager
  • Druckfedern
  • Membrane
  • Bogenfedern
  • Schmiermittel

Welche Funktion hat ein Zweimassenschwungrad?

Im Verbrennungsmotor wird Bewegungsenergie aus thermischer Energie gewonnen. Wenn Sie mit dem Auto fahren, findet im Motor Verbrennung statt, wobei die Kurbelwelle und die Zylinderkolben arbeiten und dadurch Schwingungen verursachen.

Die entstandenen mechanischen Schwingungen sind für den Motor selbst nicht belastend. Sie wirken sich jedoch auf die benachbarten Bauteile, vor allem auf das Getriebe und dem Antriebsstrang, negativ aus. An dieser Stelle kommt das Zweimassenschwungrad zum Einsatz.

Die verbauten Schwungräder federn die Schwingungen deutlich ab, wodurch die Auswirkung auf die verbundenen Fahrzeugteile minimiert wird. Dieser technische Ablauf wird auch Schwingungsentkopplung genannt.

Folgende Aufgaben erfüllt das Zweimassenschwungrad beim Fahren:

  • fängt mechanischen Schwingungen ab
  • minimiert Vibration und Rasselgeräusche
  • erhöht Fahrkomfort

Zweimassenschwungrad prüfen

Ein Zweimassenschwungrad ist aufgrund der Bauweise im Auto schwer zu erreichen. Bevor Sie das ZMS wechseln, sollte es zunächst im eingebauten Zustand kontrolliert werden. Hierfür muss zuerst das Getriebe ausgebaut werden, um entsprechende Messungen durchzuführen.

Kann man das ZMS im eingebauten Zustand prüfen?

Ausgestattet mit dem richtigen Werkzeug und Messgeräten kann ein ZMS im eingebauten Zustand geprüft werden. So können Sie sichergehen, dass die Symptome von diesem Bauteil ausgelöst werden und keine anderen Ursachen haben. Hierbei werden speziell das Kippspiel sowie der Freiwinkel des Schwungrads gemessen.

Folgende Verfahren können durchgeführt werden:

  • Sichtprüfung: Reibflächen des Schwungrads sollten keine gravierenden Hitzerisse, Verfärbungen oder andere auffällige Verschleißerscheinungen aufweisen.
  • Messung des Freiwinkels: Mit Spezialwerkzeug werden die beiden Schwungräder entgegengesetzt voneinander gedreht bis das Federsystem blockiert. Die gemessene Winkelgröße lässt auf die Stärke des Verschleißes schließen.
  • Messung des Kippspiels: Die beiden Massen besitzen nur einen kleinen Toleranzbereich, in dem sie zueinander kippen dürfen. Bei diesem Messvorgang wird mithilfe einer Messuhr überprüft, ob das Schwungrad diese Anforderung erfüllt.

Es gibt bestimmte Durchschnitts- bzw. Grenzwerte für diese Messvorgänge. Aber die korrekten Messwerte, die ein intaktes ZMS erreichen muss, sind von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich. Richten Sie sich hier am besten nach den Herstellerangaben. Weisen die Ergebnisse auf einen möglichen Defekt hin, sollten Sie das Schwungrad komplett wechseln.



Was sind Ursachen für ein defektes Zweimassenschwungrad?

Ein Zweimassenschwungrad besitzt eine gewisse Laufzeit von mehreren Tausend Kilometern. Die genaue Lebensdauer ist abhängig vom Automodell sowie dem Hersteller. Ein ZMS kann natürlich vorzeitig kaputtgehen und das kann auf unterschiedliche Ursachen wie zum Beispiel Verschleiß zurückzuführen sein.

In einem Massenschwungrad wird Wärmeenergie produziert, wodurch das verbaute Federsystem sowie die Schrauben einer hohen Belastung ausgesetzt werden. Durch eine unvorteilhafte Bedienung der Kupplung führt zu einer zusätzlichen Überlastung und einem starken Verschleiß des ZMS.

Die Gründe für einen frühzeitigen Defekt sind:

  • Verschleiß und Bruch von Schrauben oder Federsystem durch Überhitzung
  • Fahren mit schweren Anhängern (verstärkt Belastung auf ZMS)
  • abruptes Kuppeln
  • defekte Kupplung

Allgemein lässt sich sagen, dass jede übermäßige Belastung des Motors sowie der Kupplung sich nachteilig auf das ZMS auswirkt. Aufgrund des hohen Aufwands lohnt sich eine Reparatur oft nicht, weshalb viele Werkstätten ein defektes ZMS gleich komplett wechseln.

Symptome

Ein Schaden an diesem Autoteil ist in der Regel sehr selten. Oft ist ein unsanfter Umgang mit der Kupplung oder eine ständige Überbelastung des Motors Grund für einen Defekt. Laute Motorgeräusche und das Vibrieren der Kupplungspedale können auf einen Schaden im Schwungrad hinweisen.

Was sind Symptome für ein defektes Zweimassenschwungrad?

Wenn Ihr Fahrzeug ungewöhnlich laute Geräusche von sich gibt, kann das unter anderem ein Anzeichen für ein beschädigtes ZMS sein. Neben dem Verschleiß von Bauteilen kann auch eine beschädigte Kupplung eine Schadensursache sein. Ist ein Zweimassenschwungrad defekt, dann können im Allgemeinen diese Anzeichen darauf hinweisen:

  • starke Vibration am Kupplungspedal oder am Lenkrad beim Anfahren und/oder im Stand
  • Geräusche wie Klappern, Schlagen, Rasseln etc. aus dem Motorraum
  • unruhiger Motorlauf

Diese Anzeichen können auch an anderen Teilen liegen und müssen nicht zwangsläufig auf ein kaputtes ZMS zurückzuführen sein. Wenn Sie diese Art von Störungen an Ihrem Auto wahrnehmen, wenden Sie sich für eine eindeutige Ursachenanalyse an eine Kfz-Werkstatt.



Können Sie mit einem defekten Zweimassenschwungrad weiterfahren?

Ist ein Zweimassenschwungrad defekt, muss das nicht sofort ein Problem darstellen. In manchen Fällen fallen die Symptome auch nicht gleich auf. Die gute Nachricht ist, dass Sie mit Ihrem Auto zunächst fahren können, ohne dass es stehen bleibt. Sollten Sie während der Autofahrt jedoch ungewöhnlich laute Motorgeräusche wahrnehmen, zögern Sie nicht zu lange, eine Werkstatt aufzusuchen.

Das ZMS ist mit der Kupplung sowie dem Getriebe verbunden. Eine späte Reaktion kann auch Folgeschäden an diesen Bauteilen verursachen. Das bedeutet, dass eine Reparatur oder ein ganzer Austausch von mehreren Autoteilen notwendig ist, was wiederum Mehrkosten verursacht.

Darüber hinaus müssen diese Anzeichen nicht zwangsläufig von einem defekten ZMS kommen. In jedem Fall ist es für eine reibungslose Autotechnik und Ihre Sicherheit wichtig, schnell zu reagieren.

Wechsel und Kosten

Die Kosten sind am Ende unter anderem abhängig vom Automodell, dem eingebauten Schwungrad sowie der Werkstatt. Der Austausch ist sehr zeitaufwendig, da zuerst das komplette Getriebe ausgebaut werden muss. Dadurch sind nicht nur die Arbeitskosten hoch, sondern auch die Materialkosten für Ersatzteile.

Wie viel kostet der Wechsel eines Zweimassenschwungrads?

Müssen Sie bei Ihrem Auto das Schwungrad wechseln, können hohe Kosten auf Sie zukommen. Abhängig von der Motorleistung, dem Automodell sowie dem ZMS-Hersteller kann der Preis für ein neues Bauteil zwischen 200 bis 700 Euro liegen.

Hinweis:
SACHS, LuK und Vale sind etablierte Hersteller von qualitativ hochwertigen Schwungrädern.

Soll im gleichen Zuge auch die Kupplung ausgetauscht werden, müssen Sie mit zusätzlichen 100 bis 300 Euro rechnen. Abhängig von der Werkstatt und dem Aufwand liegen die Arbeitskosten bei circa 300 bis 600 Euro. Der Preis für einen Austausch von einem Zweimassenschwungrad liegt also insgesamt bei rund 500 bis 1.000 Euro.

Wie wird ein Zweimassenschwungrad gewechselt?

Die Fehlersuche kann an einem Schwungrad auch im eingebauten Zustand durchgeführt werden. Liegt ein Defekt vor, muss das Zweimasssenschwungrad gewechselt werden. Hier wird zuerst das Getriebe ausgebaut. Das ist wohl der zeitintensivste aufwendigste Arbeitsschritt. Der Austausch selbst gestaltet sich weniger schwierig.

Danach werden der Kupplungssatz sowie das alte Zweimassenschwungrad ausgebaut und durch die neuen Bauteile ersetzt. Diese werden mit Schrauben an ihrem Platz befestigt. Zum Schluss wird das Getriebe wieder verbaut.

Fazit

Ein Zweimassenschwungrad reduziert die Geräusche, die in einem Verbrennungsmotor entstehen und dient als eine Art Puffer. Es fängt starke Schwingungen, die beim Kupplungsvorgang und im Motor entstehen, ab. Ist ein Zweimassenschwungrad defekt, sollten Sie das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zwar können Sie mit Ihrem Auto vorerst ohne Probleme weiterfahren, jedoch kann es am Ende nur zu größeren Schäden kommen. Denn dieses Bauteil ist eng mit dem Motor und dem Getriebe verbaut. Ein kompletter Austausch ist bei einem Defekt einfach und auch sinnvoller. Meistens wird bei diesen Reparaturen gleichzeitig auch die Kupplung erneuert.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.