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Was ist ein Zweimassenschwungrad?

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 07. Dezember 2023
Lesedauer: 10 Minuten

In diesem Artikel beleuchten wir das Zweimassenschwungrad (ZMS), eine Schlüsselkomponente in modernen Fahrzeugen, die entscheidend zur Verbesserung des Fahrkomforts und zur Reduzierung von Vibrationen beiträgt. Wir erklären die Funktionsweise, die Vorteile und mögliche Herausforderungen, die mit dieser innovativen Technologie verbunden sind. Zusätzlich bieten wir Antworten auf häufig gestellte Fragen, um ein umfassendes Verständnis über die Bedeutung und den Einfluss des Zweimassenschwungrads im Automobilbereich zu vermitteln.

Definition

Das Zweimassenschwungrad, häufig abgekürzt als ZMS, ist ein fortschrittliches Bauteil im Antriebsstrang eines Autos, das speziell dafür entwickelt wurde, um Vibrationen und Geräusche, die durch den Motor erzeugt werden, zu reduzieren. Traditionell bestand das Schwungrad in einem Fahrzeug aus einem massiven, einzelnen Metallstück, das direkt mit der Kurbelwelle des Motors verbunden war. Seine Hauptfunktion war es, die Drehbewegung des Motors zu glätten und als Energiespeicher zu dienen, um den Motor zwischen den Verbrennungstakten am Laufen zu halten.

Das Zweimassenschwungrad hingegen besteht aus zwei getrennten Massen – einer Primärmasse, die mit der Kurbelwelle verbunden ist, und einer Sekundärmasse, die mit dem Getriebe verbunden ist. Zwischen diesen beiden Massen befinden sich Feder- und Dämpfungssysteme. Diese Konstruktion ermöglicht es dem Zweimassenschwungrad, effektiver als ein traditionelles Schwungrad Vibrationen und Geräusche zu absorbieren, die durch die ungleichmäßige Drehung des Motors entstehen.

Diese Technologie ist besonders wichtig bei Fahrzeugen mit Dieselmotoren und bei Autos mit niedrigen Drehzahlen, da diese Motorentypen tendenziell rauere Betriebscharakteristiken aufweisen. Das Zweimassenschwungrad trägt dazu bei, den Fahrkomfort zu erhöhen und die Lebensdauer des Getriebes und anderer Antriebsstrangkomponenten zu verlängern, indem es die Übertragung von Motorvibrationen und -stößen auf das Getriebe minimiert. Es spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Schaltqualität in manuellen Getrieben.

Ein Nachteil des Zweimassenschwungrades ist seine komplexere und teurere Bauweise im Vergleich zu einem herkömmlichen Schwungrad. Außerdem neigt es aufgrund seiner komplexen Mechanik eher zu Verschleiß und kann bei Defekten teure Reparaturen erfordern. Trotzdem wird es aufgrund seiner Vorteile in Bezug auf Komfort und Langlebigkeit in vielen modernen Fahrzeugen eingesetzt.

Welche Aufgabe hat ein Zweimassenschwungrad im Auto?

Das Zweimassenschwungrad (ZMS) im Auto hat mehrere wichtige Aufgaben, die insbesondere auf die Verbesserung des Fahrkomforts und die Langlebigkeit des Antriebsstrangs abzielen:

  • Reduzierung von Vibrationen und Geräuschen: Das ZMS ist darauf ausgelegt, die vom Motor erzeugten Vibrationen und Geräusche zu dämpfen. Dies wird erreicht, indem es die durch den Verbrennungsmotor verursachten Drehungleichförmigkeiten und Schwingungen absorbiert. Diese Dämpfungsfunktion ist besonders wichtig bei Fahrzeugen mit rauen Laufeigenschaften wie Dieselmotoren oder Motoren, die bei niedrigen Drehzahlen betrieben werden.
  • Schutz des Getriebes und anderer Antriebskomponenten: Durch die Absorption der Schwingungen und die Reduzierung der Drehmomentstöße, die vom Motor ausgehen, hilft das ZMS, die Übertragung von Stößen und Vibrationen auf das Getriebe und andere Teile des Antriebsstrangs zu minimieren. Dies verlängert die Lebensdauer dieser Komponenten und verhindert frühzeitigen Verschleiß.
  • Verbesserung der Schaltqualität: Bei Fahrzeugen mit manuellen Getrieben trägt das ZMS dazu bei, den Schaltvorgang weicher und angenehmer zu gestalten. Es mildert die Auswirkungen von Drehmomentänderungen, die während des Schaltvorgangs auftreten können, und sorgt somit für sanftere Übergänge zwischen den Gängen.
  • Verbesserung des Fahrkomforts: Indem das ZMS Geräusche und Vibrationen reduziert, trägt es zu einem ruhigeren und angenehmeren Fahrerlebnis bei. Dies ist besonders auf langen Fahrten oder bei Fahrzeugen, die für höhere Komfortstandards ausgelegt sind, von Bedeutung.

Zusammengefasst ist das Zweimassenschwungrad ein Schlüsselelement in modernen Fahrzeugen, das darauf abzielt, den Fahrkomfort zu erhöhen und gleichzeitig die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit des Antriebsstrangs zu verbessern.

Wie ist ein Zweimassenschwungrad aufgebaut?

Das Zweimassenschwungrad (ZMS) ist eine komplexe und fortschrittliche Komponente im Antriebsstrang eines Fahrzeugs. Es unterscheidet sich von einem traditionellen Schwungrad durch seine zweiteilige Konstruktion und spezielle Dämpfungselemente. Hier ist eine detaillierte Beschreibung des Aufbaus eines Zweimassenschwungrads:

Primäre und sekundäre Masse

Primäre Masse (Primärflywheel): Diese Masse ist direkt mit der Kurbelwelle des Motors verbunden. Sie nimmt die Drehbewegung des Motors auf und leitet sie weiter.

Sekundäre Masse (Sekundärflywheel): Die zweite Masse ist mit dem Getriebe verbunden. Sie ist von der primären Masse mechanisch getrennt, aber durch das Dämpfungssystem mit ihr verbunden.

Feder- und Dämpfungssystem

Zwischen den beiden Massen befindet sich ein ausgeklügeltes System aus Federn und Dämpfern. Dieses System kann verschiedene Formen annehmen, einschließlich Schraubenfedern, Bogenfedern oder Gummi-Elementen.

Die Federn ermöglichen eine begrenzte relative Bewegung zwischen den beiden Massen. Sie absorbieren und dämpfen die durch den Motor verursachten Vibrationen und Stoßbelastungen.

Torsionsdämpfer

Der Torsionsdämpfer ist ein integraler Bestandteil des ZMS und hilft, Torsionsschwingungen zu dämpfen. Er sorgt dafür, dass die Übertragung von Vibrationen und Geräuschen auf den Rest des Antriebsstrangs reduziert wird.

Schwungradgehäuse

Das gesamte System ist in einem robusten Gehäuse untergebracht, das die internen Komponenten schützt und zur Stabilität des Systems beiträgt.

Verbindungselemente

Spezielle Verbindungselemente, wie Bolzen oder Schrauben, halten die verschiedenen Teile des ZMS zusammen und ermöglichen gleichzeitig eine gewisse Beweglichkeit zwischen den Massen.

Das Zweimassenschwungrad ist eine Schlüsselkomponente für Fahrzeuge, insbesondere solche mit Dieselmotoren oder Motoren, die bei niedrigen Drehzahlen betrieben werden. Es bietet eine bessere Dämpfung von Vibrationen und Geräuschen als ein herkömmliches Schwungrad und trägt so zu einem ruhigeren Fahrerlebnis und einer erhöhten Langlebigkeit des Antriebsstrangs bei. Allerdings ist es aufgrund seiner Komplexität und speziellen Konstruktion auch anfälliger für Verschleiß und kann bei Ausfällen kostspielige Reparaturen erfordern.

Wie funktioniert ein Zweimassenschwungrad?

Das Zweimassenschwungrad (ZMS) funktioniert durch eine Kombination aus mechanischer Trennung und Dämpfung, um Vibrationen und Schwingungen im Antriebsstrang eines Fahrzeugs zu reduzieren. Hier ist eine detaillierte Beschreibung seiner Funktionsweise:

Trennung der Massen

Das ZMS besteht aus zwei Hauptteilen: einer primären Masse, die mit der Kurbelwelle des Motors verbunden ist, und einer sekundären Masse, die mit dem Getriebe verbunden ist. Diese beiden Teile sind mechanisch voneinander getrennt, aber über ein Dämpfungssystem miteinander verbunden.

Aufnahme und Übertragung von Drehmoment

Wenn der Motor läuft, wird das Drehmoment zuerst auf die primäre Masse des ZMS übertragen. Diese Masse nimmt die ungleichmäßige Drehbewegung des Motors auf und leitet sie weiter.

Dämpfung von Vibrationen

Die zwischen den beiden Massen eingebauten Feder- und Dämpfungselemente fangen die Schwingungen und Stöße auf, die durch die ungleichmäßige Drehbewegung des Motors entstehen. Diese Elemente ermöglichen eine begrenzte relative Bewegung zwischen den beiden Massen, wodurch die Vibrationen absorbiert und gedämpft werden, bevor sie das Getriebe erreichen.

Schutz des Getriebes und anderer Komponenten

Indem das ZMS die Vibrationen und Stöße dämpft, schützt es das Getriebe und andere Antriebsstrangkomponenten vor diesen unerwünschten Kräften. Dies reduziert den Verschleiß dieser Teile und verlängert ihre Lebensdauer.

Verbesserung des Fahrkomforts

Die Dämpfung der Vibrationen und Geräusche sorgt für ein ruhigeres und angenehmeres Fahrerlebnis, insbesondere in Fahrzeugen mit rauen Motorcharakteristiken, wie sie oft bei Dieselmotoren oder Motoren mit niedrigen Drehzahlen vorkommen.

Unterstützung der Schaltvorgänge

Bei Fahrzeugen mit manuellen Getrieben trägt das ZMS zur Verbesserung der Schaltqualität bei, indem es die Übertragung von Drehmomentänderungen während des Schaltens mildert.

Vorteile und Nachteile

VorteileNachteile
Reduzierung von Vibrationen und Geräuschen: Das ZMS absorbiert effektiv die Vibrationen und Geräusche, die durch den Motor erzeugt werden, was zu einem ruhigeren Fahrerlebnis führt.Höhere Kosten: ZMS sind komplexer und teurer in der Herstellung als herkömmliche Schwungräder. Die Reparatur- oder Ersatzkosten können ebenfalls höher sein.
Schutz des Getriebes und der Antriebsstrangkomponenten: Es verringert die Übertragung von Motorvibrationen und -stößen auf das Getriebe, was zu einer längeren Lebensdauer dieser Komponenten führt.Anfälligkeit für Verschleiß: Aufgrund der komplexen Mechanik und der mehrteiligen Konstruktion ist das ZMS anfälliger für Verschleiß und mechanische Probleme.
Verbesserte Schaltqualität: Bei manuellen Getrieben sorgt das ZMS für weichere und komfortablere Schaltvorgänge.Schwierigere Diagnose und Reparatur: Die Fehlersuche und Reparatur eines ZMS kann komplexer sein als bei einem herkömmlichen Schwungrad.
Erhöhter Fahrkomfort: Die Dämpfungsfunktion des ZMS trägt zu einem insgesamt komfortableren Fahrgefühl bei, besonders bei Fahrzeugen mit rauen Motorcharakteristiken.Gewicht: ZMS sind in der Regel schwerer als herkömmliche Schwungräder, was das Gesamtgewicht des Fahrzeugs erhöhen kann.
Geeignet für moderne Motorcharakteristiken: Besonders vorteilhaft für Fahrzeuge mit Dieselmotoren und solche, die bei niedrigen Drehzahlen betrieben werden.Komplexität: Die zusätzliche Komplexität kann zu Herausforderungen bei der Wartung und im Langzeitbetrieb führen.


Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Zweimassenschwungrad

Was ist der Hauptunterschied zwischen einem Zweimassenschwungrad und einem herkömmlichen Schwungrad?

Das Hauptunterscheidungsmerkmal eines ZMS im Vergleich zu einem herkömmlichen Schwungrad ist seine zweiteilige Konstruktion mit Dämpfungselementen. Während ein traditionelles Schwungrad eine einzige, starre Masse ist, besteht das ZMS aus zwei getrennten Massen mit einem Feder- und Dämpfungssystem dazwischen, um Motorvibrationen effektiver zu absorbieren.

Woran erkennt man einen Defekt am Zweimassenschwungrad?

Anzeichen für einen Defekt am ZMS können erhöhte Vibrationen, Ruckeln beim Anfahren oder Schalten, ungewöhnliche Geräusche aus dem Antriebsstrang und eine veränderte Schaltqualität sein. In schweren Fällen kann es auch zu Schwierigkeiten beim Starten des Motors oder zu einer beeinträchtigten Motorleistung kommen.

Wie lange hält ein Zweimassenschwungrad in der Regel?

Die Lebensdauer eines ZMS variiert je nach Fahrzeugtyp, Fahrweise und Wartung. Im Durchschnitt kann ein ZMS zwischen 100.000 und 200.000 Kilometer halten. Fahrzeuge, die häufiger im Stadtverkehr oder bei niedrigen Drehzahlen betrieben werden, können eine kürzere Lebensdauer des ZMS aufweisen.

Ist es möglich, ein Zweimassenschwungrad durch ein herkömmliches Schwungrad zu ersetzen?

Technisch ist es möglich, ein ZMS durch ein herkömmliches Schwungrad zu ersetzen, aber dies wird in der Regel nicht empfohlen. Ein solcher Ersatz kann zu erhöhten Vibrationen führen, den Fahrkomfort beeinträchtigen und die Lebensdauer des Getriebes und anderer Antriebsstrangkomponenten verringern.

Können Reparaturen am Zweimassenschwungrad durchgeführt werden, oder muss es immer ersetzt werden?

In den meisten Fällen wird ein defektes ZMS komplett ersetzt, da eine Reparatur oft nicht praktikabel oder wirtschaftlich sinnvoll ist. Die komplexe Konstruktion und die spezifischen Abstimmungen des ZMS machen Reparaturen schwierig.

Hat das Zweimassenschwungrad Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs?

Indirekt kann ein gut funktionierendes ZMS dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch zu optimieren, indem es für einen ruhigeren Motorlauf und effizientere Übertragung des Drehmoments sorgt. Ein defektes ZMS kann hingegen zu ineffizienter Motorleistung und somit zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch führen.



Weiterführende Informationen

  1. M. Scheibe, Entwicklung einer dynamischen Antriebsstrangregelung für Parallelhybridfahrzeuge, kassel university press GmbH, 2018, https://books.google.de/books?id=xOBgDwAAQBAJ&newbks=1&newbks_redir=0&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
  2. R. Seebacher, Das Zweimassenschwungrad, schaeffler.com, 1998, https://www.schaeffler.com/remotemedien/media/_shared_media/08_media_library/01_publications/schaeffler_2/symposia_1/downloads_11/4_ZMS1.pdf
  3. Defektes Zweimassenschwungrad: Symptome, Weiterfahrt & Kosten

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.