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Fahrzeugreparatur

Kühlwasserverlust beim Auto: Wann wird’s gefährlich für den Motor?

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 16. Dezember 2021
Lesedauer: 9 Minuten
© nikkytok / istockphoto.com

Ein Grauen für jeden Autofahrer: Sie sind gerade unterwegs und plötzlich leuchtet eine der Kontrolllämpchen im Armaturenbrett auf – Motor überhitzt. Schnell noch die paar Kilometer nach Hause fahren? Besser nicht. Halten Sie sofort an und lassen Sie Ihr Auto abkühlen. Offenbar gibt es ein Problem mit dem Kühlsystem und der Motor droht zu überhitzen. Erfahren Sie hier, woran Sie einen Kühlwasserverlust rechtzeitig erkennen, was die Ursachen sein können und welche Reparaturkosten auf Sie zukommen.

Alles auf einen Blick:

  • Typische Anzeichen dafür, dass Ihr Auto Kühlwasser verliert, sind ein zu niedriger Pegel im Ausgleichsbehälter sowie austretendes Wasser im Motorraum und unter dem Auto. Steigt zudem die Temperaturanzeige plötzlich schneller oder höher als gewöhnlich an, deutet das ebenfalls auf einen gestörten Kühlkreislauf hin.
  • Die Ursachen reichen von beschädigten Kühlschläuchen, über undichte Dichtungen bis hin zu Lecks im Kühler oder einer defekten Zylinderkopfdichtung.
  • Kühlwasserverlust endet im schlimmsten Fall mit einem Motorschaden. Ein Besuch in der Werkstatt sollte daher nicht vertagt werden, sondern sehr zügig stattfinden. Bei starkem Kühlwasserverlust sollte das Auto möglichst gar nicht mehr bewegt werden, bis der Schaden behoben wurde.
  • Die Reparaturkosten können im Fall eines kaputten Kühlschlauches weniger als 100 Euro betragen. Eine neue Wasserpumpe kostet Sie rund 150 bis 200 Euro. Hinzu kommt noch der Arbeitslohn. Ein Wechsel der Zylinderkopfdichtung kann mit mehr als 1.500 Euro zum teuren Spaß werden.


Anzeichen

Ein klares Anzeichen für austretendes Wasser ist ein zu niedriger Wasserstand im Ausgleichsbehälter. Wenn Sie außerdem im Motorraum und unter dem Auto feuchte Stellen entdecken, wo eigentlich keine sein sollten, überprüfen Sie unbedingt Ihr Kühlwasser.

Was sind die Anzeichen für einen Kühlwasserverlust?

Das sicherste Anzeichen dafür, dass Ihr Auto Kühlwasser verliert, ist ein unerwartet niedriger Wasserstand im Ausgleichsbehälter. Denn das Wasser befindet sich in einem geschlossenen Kreislauf und wird beim Kühlen nicht verbraucht. Der Wasserstand im Behälter sollte sich also nicht verändern – auch nach Jahren nicht.

Kontrollieren Sie also im Verdachtsfall als erstes Ihren Ausgleichsbehälter:

  • Bei kaltem Motor ist der Wasserstand auf maximaler Höhe. Er sollte sich im Bereich um die Markierung „max“ befinden.
  • Bei warmgelaufenem Motor sollte der Wasserstand noch deutlich über der Markierung „min“ liegen.
Behälter und Druck – Verbrühungsgefahr
Stellen Sie fest, dass sich zu wenig Kühlflüssigkeit im Ausgleichsbehälter befindet, können Sie ohne Probleme Wasser nachfüllen. Warten Sie damit aber immer, bis der Motor kalt ist. Denn solange der Motor auf Betriebstemperatur ist, steht das Kühlsystem unter Druck. Öffnen Sie dann den Deckel des Behälters, könnte Ihnen das heiße Kühlwasser um die Ohren spritzen und zu Verbrühungen führen.

Im Normalfall prüft jedoch niemand täglich den Motorraum seines Autos. Ein zu niedriger Kühlwasserstand fällt daher oft nur zufällig beim Nachfüllen des Scheibenwischwassers oder des Motoröls auf. Achten Sie daher generell auf Symptome, die auf ein Leck im Kühlsystem hinweisen:

  • Pfützen oder Wasserflecken unter dem Fahrzeug
  • Wasser am Motorblock
  • Schneller Anstieg der Motortemperatur
  • Wasser im Motoröl
Verwechslungsgefahr
Es soll schon vorgekommen sein, dass Autobesitzer Kühlwasser und Scheibenwischwasser verwechselt haben. Dabei ist der Unterschied ganz leicht an der Farbe erkennbar:Kühlflüssigkeit = pinkScheibenwischwasser = blau


Ursachen

Verliert Ihr Auto Kühlflüssigkeit, ist das immer auf eine undichte Stelle im Kreislauf zurückzuführen. Meist handelt es sich um Risse und Löcher im Kühlwasserschlauch. Es kommen allerdings auch defekte Dichtungen an den Verbindungsstellen infrage.

Was sind die Ursachen für auslaufendes Kühlwasser?

Oft sind defekte, aber dafür schnell und leicht austauschbare Bauteile für einen Kühlwasserverlust verantwortlich. In anderen Fällen kann die Behebung der Ursache zu einem teuren Vergnügen werden.

Unter anderem können folgende Gründe hinter dem Verlust von Kühlflüssigkeit stecken:

  • Kühlschläuche gelöst
    Die Kühlflüssigkeit zirkuliert zwischen Kühler und Motor über Schläuche. Hat sich ein Schlauch aufgrund einer lockeren Schelle an einer Stelle vom System gelöst, ist der Kühlkreislauf unterbrochen und es tritt sehr schnell sehr viel Kühlwasser aus.
  • Kühlschläuche kaputt
    Ein mit der Zeit porös gewordener Kühlerschlauch kann aber auch eine kleine Leckage entwickelt haben. Der Schlauch verliert dann durch ein Loch oder einen feinen Riss permanent kleine Mengen an Kühlwasser. Für ein Loch im Schlauch kann auch ein Marder verantwortlich sein.
  • Wasserpumpe defekt
    Die Wasserpumpe ist das Herz des Kühlwassersystems, denn sie pumpt das Wasser durch den Kreislauf. Ist sie kaputt, steht der Kühlkreislauf still und es kommt zu einer sehr starken Hitzeentwicklung im Motor. Haben die Dichtungen der Wasserpumpe dagegen einen Knacks, tritt dort permanent Kühlflüssigkeit aus.
  • Zylinderkopfdichtung defekt
    Eine undichte Zylinderkopfdichtung kann sich auf viele Arten bemerkbar machen – eine davon ist der Verlust von Kühlwasser. Ist die Zylinderkopfdichtung defekt, dichtet sie den Verbrennungsraum im Motorblock und die Kanäle für Motoröl und Kühlwasser nicht mehr zuverlässig ab. Dann kann an dieser Stelle Wasser austreten, was auf Dauer zu einem zu niedrigen Kühlwasserstand führt.
  • Kühler undicht
    Ebenso wie an den Kühlerschläuchen kann es auch am Kühler selbst zu einem Leck kommen. An dieser Stelle tritt dann das Kühlwasser aus. Das Leck wiederum ist häufig eine Folge von Rost oder mechanischen Einwirkungen, wie fliegenden Steinchen oder einem Unfall.

Folgen

Die Aufgabe des Kühlsystems ist es, den Motor vor Überhitzung zu schützen. Funktioniert der Kühlkreislauf nicht mehr, führt das folglich zu einer starken Hitzeentwicklung im Motorblock, was sehr schnell in einem Motorschaden endet.

Welche Folgen können bei einem Kühlwasserverlust entstehen?

Verliert Ihr Auto Wasser, droht im schlimmsten Fall ein Motorschaden. Durch die starke Hitzeentwicklung und fehlende Kühlung verschleißen die einzelnen Bauteile sehr schnell und verformen sich, so dass sie selbst andere Bauteile in Mitleidenschaft ziehen. Einige Kilometer mit zu wenig oder keinem Kühlwasser können einem Motor daher den Todesstoß versetzen.

ACHTUNG!
Den Ausgleichsbehälter regelmäßig nachzufüllen, ist nicht Sinn der Sache und behebt auch nicht die Ursache des Kühlwasserverlustes. Denn das Kühlsystem ist ein geschlossener Kreislauf. Im intakten Zustand verliert es keine Kühlflüssigkeit, die Wassermenge bleibt also immer dieselbe. Falls Sie bis zum Werkstattbesuch regelmäßig Wasser nachfüllen müssen, öffnen Sie den Deckel des Ausgleichbehälters nur, wenn das Fahrzeug kalt ist. Sie könnten sich verbrühen.

Bei einem Motorschaden liegen die Reparaturkosten in der Regel im vierstelligen Bereich, wenn es sich nicht sogar um einen wirtschaftlichen Totalschaden handelt. Bemerken Sie also einen Kühlwasserverlust, sollten Sie das Problem nicht vor sich herschieben. Fahren Sie stattdessen schnell die nächste Werkstatt an. Ist der Kühlwasserverlust sehr groß, sollten Sie das Fahrzeug gar nicht mehr fahren, sondern abstellen und abkühlen lassen. Einen besonders großen Wasserverlust bemerken Sie beispielsweise an einer Pfütze unter dem Auto, einer sehr stark ansteigenden Temperaturanzeige oder einer leuchtenden Kühlmittel-Kontrollleuchte.



Diagnose

Um den Grund des Kühlwasserverlustes zu finden, gehen Profis in der Werkstatt oft nach dem Ausschlussprinzip vor.

Wie verläuft die Fehlersuche bei einem Kühlwasserverlust?

Bei der Fehlersuche geht der Profi in der Werkstatt in der Regel nach einem festen Schema vor. Dabei überprüft er meist zuerst die Bauteile, die am häufigsten für einen Kühlwasserverlust verantwortlich sind, und in der Regel auch am leichtesten repariert werden können.

Für gewöhnlich sind das die Kühlwasserschläuche. Haben diese poröse Stellen, Risse oder Löcher, beispielsweise durch einen Marderbiss, findet ein Automechaniker beziehungsweise -mechatroniker diese oft schon beim Inspizieren. Ist hier nichts zu finden, nimmt er sich anschließend Wasserpumpe, Kühler und Zylinderkopfdichtung vor.

Hat der Profi eine Vermutung aber noch keinen Beweis, wo sich das Leck oder das undichte Bauteil befinden, setzt er das Kühlsystem unter Druck und beobachtet, wo Wasser austritt.

Reparaturkosten

Auf die Frage nach den Reparaturkosten gibt es keine pauschale Antwort. Wenn Sie aber den Werkstattbesuch vor sich herschieben und weitere Schäden an Ihrem Fahrzeug riskieren, können Sie sicher sein, dass die Reparaturkosten immer weiter ansteigen.

Wie viel kostet die Reparatur bei Kühlwasserverlust?

Die Reparaturkosten hängen von der Ursache ab.

Kann diese schnell und günstig behoben werden, beispielsweise wenn es sich um einen kaputten Kühlwasserschlauch handelt, hatten Sie noch einmal Glück im Unglück. Ein Ersatzschlauch liegt kostentechnisch zwischen 10 und 30 Euro und ist in kurzer Zeit ausgetauscht. Die Werkstattkosten bleiben inklusive Arbeitslohn in der Regel unter 100 Euro.

Eine defekte Wasserpumpe ist schon etwas teurer. Der Austausch ist zwar auch hier verhältnismäßig schnell durchgeführt, allerdings kosten die Ersatzteile (Wasserpumpe und Zahnriemen) in Markenqualität meist zwischen 150 und 200 Euro. Je nach Automarke kann es sogar noch teurer werden. Hinzu kommt der Arbeitslohn.

Die Reparatur kann aber auch langwierig und aufwendig ausfallen, etwa wenn sich eine kaputte Zylinderkopfdichtung als Grund herausstellt. Das Ersatzteil ist zwar mit 15 bis 200 Euro aus finanzieller Sicht noch keine Katastrophe. Allerdings dauert der Austausch sehr lange, da die Zylinderkopfdichtung versteckt zwischen Zylinderkopf und Motorblock liegt und schwer erreichbar ist. Je nach Stundenlohn des Fachmanns können sich die Gesamtkosten für Bauteile und Arbeitslohn auf 1.500 Euro und mehr belaufen.



Fazit

Ein Kühlwasserverlust zeigt sich am deutlichsten daran, dass der Wasserstand im Ausgleichsbehälter zu niedrig ist. Denn der Kühlkreislauf ist ein geschlossenes System und während des Kühlens wird kein Wasser verbraucht. Normalerweise sollte die Wassermenge also stets dieselbe sein. Fallen Ihnen zudem Anzeichen wie Wasserflecken unter dem Fahrzeug, feuchte Stellen im Motorraum oder eine schnell ansteigende Temperaturanzeige auf, sollten Ihre Alarmglocken läuten. Denn der Verlust von Kühlwasser wirkt sich letztlich immer negativ auf den Motor aus. Das kann im einen Fall schleichend, im anderen Fall sehr schnell innerhalb weniger Kilometer zum Motorschaden führen.

Ein Motorschaden eine teure Angelegenheit. Schieben Sie den Besuch in der Werkstatt daher nicht auf. Denn im besten Fall handelt es sich bei der Ursache nur um einen defekten Kühlwasserschlauch, der schnell und günstig repariert werden kann. Und selbst, wenn die Reparatur teuer und aufwendig ausfällt, beispielsweise aufgrund einer defekten Zylinderkopfdichtung, kommen Sie meist günstiger davon als bei einem kaputten Motor.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.