Auto-werkstatt.de Icon
Reifen / Felgen

Reifen auswuchten: Fahrzeugkomponenten vor Verschleiß schützen und Fahrkomfort erhöhen

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 16. Dezember 2021
Lesedauer: 8 Minuten
Reifen auf einer Radauswuchtmaschine © geraldoswald62 / pixabay.com

Als Bindeglied zur Straße sind die Reifen, auch Pneus (aus dem Französischen), eine der wichtigsten Komponenten am Auto. Sie übernehmen wichtige Funktionen, beispielsweise bei der Lenkung, Tragfähigkeit und Kraftübertragung. Daher sollten sie in einem guten Zustand gehalten werden. Ein erhöhter Verschleiß findet neben Kurvenfahrten und Bremsvorgängen dann statt, wenn sie falsch eingestellt sind – und zwar an verschiedenen Stellen unterschiedlich stark. Um dem vorzubeugen, sollten Sie regelmäßig Ihre Reifen auswuchten lassen.

Alles auf einen Blick:

  • Das Reifen auswuchten verhindert einen ungleichmäßigen Verschleiß.
  • Dadurch können Sie den Fahrkomfort konstant gewährleisten und etwaige Folgeschäden an Lenkung und Fahrwerk vermeiden.
  • Lenkradflattern und ungewohnte Vibrationen beim Fahren sind erste Anzeichen für die nicht ausbalancierte Gewichtsverteilung.
  • Normalerweise wird dieser prophylaktische Vorgang beim Reifenwechsel der Werkstatt kostenlos übernommen. Sie können allerdings auch die Räder selbst auswuchten.
  • Um Pneus selbst auszuwuchten benötigen Sie eine Radauswuchtmaschine. In fünf Schritten können Sie das Ungleichgewicht auflösen. Meist lohnt aber die Fahrt in die Werkstatt.


Begriffserläuterung

Befindet sich ein Reifen im Ungleichgewicht zu seiner Achse, wirken die Gewichte an unterschiedlichen Stellen. Es entsteht ein Ungleichgewicht, die sogenannte Unwucht. Diese kann eine große Wirkung auf Ihr Fahrverhalten haben.

Was bedeutet Reifen auswuchten?

Beim Auswuchten werden die Reifen wieder neu justiert. Denn mit der Zeit ergibt sich eine unausgeglichene Verteilung des Rads, kurz Unwucht genannt. Dafür werden Pneus samt der Felgen mithilfe der Radauswuchtmaschine ausgewuchtet, das heißt das Gewicht wieder gleichmäßig auf alle Stellen verteilt.

Wie entsteht eine Unwucht?

Als Unwucht wird das Ungleichgewicht am Rad bezeichnet, dessen Rotationsachse nicht einer seiner Hauptträgheitsachsen entspricht. Die Gewichtsverteilung ist also nicht gleichmäßig. Dieser Mangel entsteht mit der Zeit automatisch, zum Beispiel durch ungleichmäßig abgefahrene Reifenprofile, wodurch das Gewicht des Fahrzeugs in Kurvenfahrten oder bei Bremsmanövern an bestimmten Stellen stärker wirkt. Folglich ist der Verschleiß an dieser Stelle höher. So wirken bei einem Ungleichgewicht von 10 Gramm bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bereits 2,5 Kilogramm auf das Rad.

Unwuchtarten
Unwuchtarten © Auto-Werkstatt.de

Am Rad können unterschiedliche Arten einer Unwucht entstehen: die statische oder die dynamische. Bei Ersterer befindet sich die Rotationsachse parallel zur Hauptträgheitsachse, verursacht durch zu viel Gewicht auf einer Seite. Das Ergebnis: Ohne Kontakt zum Boden würde sich das Rad mit der schwersten Stelle nach unten drehen und nur in dieser Position zum Stillstand kommen. Während der Fahrt verursacht dieser Umstand ein “Springen”.

Bei der dynamischen Unwucht verläuft die Rotationsachse aufgrund ungleichmäßiger Massenverteilung zwar durch den Schwerpunkt des Pneus, sie ist allerdings gekippt. Solche Arten äußern sich nur während der Fahrt: Das Lenkrad “flattert”.

Anzeichen und Kosten

Das Flattern des Lenkrads oder ungewohnten Vibrationen beim Fahren sind typische Anzeichen für eine Unwucht. Sie sollten diese umgehend beseitigen, um Ihr Fahrgefühl wieder komfortabler zu gestalten und sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Meist wird dies beim Wechsel der Winterreifen und Sommerreifen ohne Aufpreis von der Werkstatt gemacht.

Wann wird ein Auswuchten der Reifen notwendig?

Das Auswuchten wird erforderlich, wenn Sie folgende Anzeichen bemerken:

  • Lenkradflattern
  • Ungewohnte Vibrationen bei Geschwindigkeiten um 100 km/h
  • Ungleichmäßig abgefahrene Pneus

Spätestens bei den ersten Anzeichen sollten Sie zwingend zum Reifen auswuchten in die Werkstatt. Um auf der sicheren Seite zu sein, empfiehlt sich, dies immer bei einem Reifenwechsel und bei der Anschaffung neuer Reifen für Ihr Fahrzeug zu machen.



Warum ist das Auswuchten notwendig?

Durch die ungleichmäßige Gewichtsverteilung des Autos kommt es zu ungleichmäßig abgefahrenen Reifenprofilen, wodurch der Verschleiß des Gummis ansteigt. Die Folge: Sie müssen schneller neue Reifen kaufen. Zudem verringert sich der Fahrkomfort.

Außerdem wird nicht ausgewuchtetes Material mit der Zeit auch zum sicherheitsrelevanten Thema. Denn durch das unregelmäßige Abfahren des Profils kommt es zu einer Gefährdung der Fahrsicherheit. Die Räder können kurzfristig den Bodenkontakt verlieren, wodurch die Haftung verloren geht. Es kommt bei Geschwindigkeiten ab 80 km/h zu einem Lenkradflattern.

Durch die erhöhte Vibration können auch Teile des Fahrwerks oder der Lenkung kaputt gehen.

HINWEIS:
Bei neuen Reifen ist eine Auswuchtung unabdingbar.

Wie oft sollten Sie Reifen auswuchten lassen?

Damit der Pneu ein möglichst langes Leben hat, sollten Sie diesen stets beim Wechsel der Sommerreifen und Winterreifen überprüfen. Dadurch können Sie Folgeschäden vermeiden und somit unnötige Kosten sparen. In jedem Fall müssen Sie in die Werkstatt, wenn Sie mindestens eines der oben angeführten Anzeichen bemerken.

Was kostet das Auswuchten von Reifen?

Beim Reifenwechsel der Sommer- beziehungsweise Winterreifen wird Ihnen die Werkstatt in der Regel keine zusätzlichen Kosten berechnen.

Wenn Sie in die Werkstatt lediglich zum Auswuchten fahren, müssen Sie mit 5 bis 8 Euro pro Rad, also insgesamt mindestens 20 Euro rechnen. Dazu kann dann noch der Preis für die Montage kommen. Holen Sie sich am besten vorab einen Kostenvoranschlag, um sicher planen zu können.

Reifen richtig auswuchten

Bei der Auswuchtung ist es ratsam, beide Unwuchtsformen, also die statische und dynamische, auszugleichen. Dafür werden sogenannte Auswuchtgewichte oder Schlaggewichte genutzt. Wollen Sie die Reifen selbst wieder ins Gleichgewicht bringen, können Sie dies in fünf Schritten tun. Dafür ist aber eine Radauswuchtmaschine notwendig.

Wie wuchten Sie Reifen richtig aus?

Lassen Sie Ihre Sommer- oder Winterreifen in einer Werkstatt wechseln, erfolgt das Auswuchten meist automatisch. Wechseln Sie Ihre Pneus am Auto selbst, sollten Sie das regelmäßige Auswuchten im Hinterkopf haben. Dafür können Sie entweder in die Werkstatt gehen oder selbst Hand anlegen. Sie benötigen hierfür allerdings eine Radauswuchtmaschine, die Sie sich in einer Mietwerkstatt anmieten können. Da die Mietkosten meist nahe an den Auswuchtkosten Ihres Fahrzeugs durch Profis liegen, mitunter die Umstände des Transports zu aufwendig sind, lohnt sich ein selbstständiges Auswuchten eigentlich nur bei Personen, die Spaß am Werkeln ihres Autos haben.

Wenn Sie Autoreifen auswuchten lassen, geschieht dies meist mit dem dynamischen Verfahren: Mithilfe einer Radauswuchtmaschine wird das Rad in Rotation versetzt und simuliert den normalen Autobetrieb. Über spezielle Sensoren an der Achse ermittelt eine angeschlossene Elektronik die auftretenden Kräfte und somit die Unwucht.



Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Heben Sie den auszuwuchtenden Pneu auf die Achse der Radauswuchtmaschine. Achten Sie dabei auf den richtigen Konus, einem kegelförmigen Bauteil zur Stabilisierung des Rads. Der Konus sollte am Rad anliegen, ansonsten lässt sich das Rad nicht korrekt drehen. Mit einer Manschette fixieren Sie den Pneu auf der Achse, sodass er nicht mehr seitlich wackelt. Achten Sie dabei darauf, dass er sich noch problemlos drehen lässt.

    TIPP:
    Legen Sie die Einzelteile auf die Achse, beginnend mit dem Reifen, dann den Konus und zum Schluss die Manschette. So verhindern Sie unerwünschte Kratzer an den Felgen.
  2. Messen Sie die Reifenbreite, Zollgröße und den Abstand zwischen Felge und Maschine mit einem Abstandsmesser aus und geben Sie diese Werte in die Maschine ein. Die beiden ersten Werte können Sie auch auf Ihrem Pneu finden. Schauen dazu nach einer Zahlen-Buchstaben-Kombination. Die Breite ist immer der erste Wert und wird in Millimetern angegeben, beispielsweise 165. Die Zollgröße ist der dritte Wert in der Abfolge, der beispielsweise 14 betragen kann. Die Zahl dazwischen gibt die prozentuale Reifenhöhe zur Breite an. Dem folgen unter Umständen noch der Tragfähigkeitsindex und ein Kennbuchstabe für die Höchstgeschwindigkeit. Den Abstand zwischen Maschine und Pneu können Sie mit einem Metermaß bestimmen.
  3. Bestimmen Sie nun mithilfe der Maschine die Unwucht. Schließen Sie dafür die Maschinenhaube. Die Maschine dreht das Rad automatisch und zeigt den Wert auf dem Display als Zahl an. Die Maschine ermittelt zugleich, an welcher Stelle Sie das Auswuchtgewicht schlagen sollten. Drehen Sie hierfür den Pneu so lange, bis auf dem Display ein grünes Licht aufleuchtet.
  4. Haben Sie die Position gefunden, fixieren Sie das Rad. Schlagen Sie das Gewicht auf die Stelle des Felgenhorns, auf die der Maschinen-Pfeil auf den Pneu zeigt. Diesen Vorgang müssen Sie für innen und außen wiederholen.
  5. Abschließend drehen Sie das Rad und überprüfen Sie, ob Sie richtig geschlagen haben. Der Wert 0 ist perfekt. In diesem Fall können Sie mit dem nächsten Pneu fortfahren. Zeigt der Wert nicht 0 an, müssen Sie Schritt 3 und 4 wiederholen.
TIPP:
Sie können auch Auswuchtgewichte an die Felge kleben. Achten Sie deshalb vor dem Auswuchten auf etwaige Gewichte an der Felge, da der Wert sonst verfälscht würde.

Fazit

Das regelmäßige Reifen auswuchten ist wichtig für die Aufrechterhaltung des Fahrkomforts, der Laufleistung und der Sicherheit. Denn Unwucht, hervorgerufen durch die dauerhafte, ungleiche Gewichtsverteilung, führt zu einem erheblich höheren Verschleiß der Räder. Nicht beachtet, können daraus Folgeschäden am Fahrzeug, wie dem Lenkgetriebe oder der Radaufhängung, entstehen.

Anzeichen für ein dringendes Auswuchtung ist ein Flattern des Lenkrads oder Vibrationen bei Geschwindigkeiten um 100 km/h. Diese Arbeit übernimmt die Werkstatt meistens beim halbjährlichen Reifenwechsel der Sommerreifen und Winterreifen ohne Zusatzkosten. Sie können auch selbst Ihre Pneus auswuchten. Dafür benötigen Sie allerdings eine Radauswuchtmaschine. Da nicht jeder ein solches Gerät bei sich zu Hause hat, macht die Fahrt in die Werkstatt unter Berücksichtigung der Zeit- und Kostenfrage am meisten Sinn.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.