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Reifen / Felgen

Reifendruck Winterreifen: So stellen Sie den Luftdruck richtig ein

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 19. November 2021
Lesedauer: 7 Minuten
© Евгений Хабаров / istockphoto.com

Wer mit zu geringem Luftdruck in den Autoreifen fährt, verschwendet nicht nur unnötig Geld, sondern lebt auch gefährlicher. Denn nur mit genügend Luft hat der Reifen ausreichend Grip auf der Fahrbahn. Welcher der richtige Wert im Winter ist und wie Sie ihn einstellen, erläutern wir in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick:

  • Der richtige Reifendruck bietet längere Lebensdauer der Winterreifen, mehr Fahrkomfort und Sicherheit.
  • Der optimale Druck ist vom Fahrzeugtyp und der Beladung abhängig und an verschiedenen Stellen im Auto einsehbar.
  • Einstellen lässt sich der Reifendruck mittels eines Manometers an der Tankstelle oder eines mobilen Messgeräts.
  • Aufgrund der Temperaturstürze im Winter kann es zu schnellem Druckverlust in den Reifen kommen. Daher ist die regelmäßige Kontrolle unabdingbar. Automobilclub und Autohersteller empfehlen einem Abstand von 14 Tagen.
  • In der Regel können Sie den von Herstellern angegeben Mindestanforderungen 0,2 bis 0,3 bar hinzufügen.

Wechselspiel Temperatur – Reifendruck

Bei kalten Temperaturen schwindet der Luftdruck im Reifen. Dadurch verringern sich Komfort und Sicherheit beim Fahren. Zudem steigt der Spritverbrauch.

Welchen Einfluss hat der Reifendruck im Winterreifen auf das Fahrverhalten?

Generell verändert sich das Fahrverhalten des Autos, wenn der Luftdruck zu gering ausfällt. Denn die Luft im Reifen trägt das Fahrzeuggewicht. Je mehr sich davon darin befindet, desto höher ist die Tragfähigkeit des Autos und der Grip auf der Fahrbahn. Im Winter zieht sich die Luft – im Vergleich zum wärmeren Herbst – zusammen und wird dichter. Folglich benötigt sie nicht mehr so viel Platz, der Druck sinkt und der Reifen kann nicht mehr seine volle Funktion entfalten.

Beispiel: Befüllen Sie Ihren Reifen bei 20 Grad Celsius mit 2 bar, fällt der Druck am Gefrierpunkt auf 1,8 bar.

Mittlerweile können Autofahrer gesäuberten Stickstoff anstelle von Luft in die Reifen pumpen. Der Vorteil ist, dass Reifengas weniger anfällig für die Temperaturschwankungen ist. Allerdings ist es teurer und die Räder müssen neu ausgewuchtet werden. Da außerdem Luft ohnehin selbst zu knapp 80 Prozent aus Stickstoff besteht, ist der Unterschied nicht so gravierend. Und der Routine-Kontrolle entfliehen Sie damit auch nicht.

Was passiert, wenn der Reifendruck im Winter zu niedrig ist?

Bei zu niedrigem Luftdruck werden die Bremswege aufgrund der schlechteren Haftung länger und die Kurvenlage instabiler. Bei zu hohen Geschwindigkeiten kann ein Reifen auch platzen.

Nicht gefährdend, aber ärgerlich ist zudem der höhere Kraftstoffverbrauch. Bereits 0,4 bar unter dem Sollwert des Reifens haben einen höheren Rollwiderstand des Reifens zur Folge und einen Mehrverbrauch von 0,3 Liter auf 100 Kilometern. Das belastet Geldbeutel und Umwelt.

Ein weiterer Grund für den richtigen Reifendruck: Sind zu wenig bar im Reifen, verringert sich dessen Haltbarkeit. Bei 0,4 bar zu wenig ist die Lebensdauer um 30 Prozent kürzer.

Bei zu hohem Luftdruck im Reifen leidet der Fahrkomfort, da sich die Auflagefläche und damit auch der Grip verringert. Zudem ist der Abrieb der Reifen dann ungleichmäßig, wodurch das Profil einseitig beansprucht wird. Allerdings sind die negativen Auswirkungen eines zu hohen Reifendrucks nicht so groß wie bei Sommerreifen.



Wie bemerken Sie einen veränderten Luftdruck?

Alle in der Europäischen Union ab November 2014 neu zugelassenen Fahrzeuge sind mit dem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet. Dieses System warnt Sie automatisch, wenn der Reifendruck nicht stimmt. Den manuellen Test ersetzt es jedoch nicht.

HINWEIS
Das RDKS können Sie sich nachträglich in ältere Modelle einbauen lassen. Für die Messsensoren am Rad und das Steuergerät müssen Sie mit circa 150 Euro rechnen.

Bei älteren Fahrzeugen gibt es bestimmte Anzeichen. Zu wenig Luft in einem Hinterreifen macht sich durch ein unruhig wirkendes Heck bei einem Spurwechsel bemerkbar. Lässt sich sich das Auto nicht mehr geradeaus nach vorne bewegen ohne mit dem Lenkrad gegenzulenken, kann zu wenig Luft im Vorderreifen die Ursache sein.

Der richtige Reifendruck im Winter

Um beim Fahren in der kalten Jahreszeit den besten Komfort und die höchste Sicherheit zu haben, muss der Luftdruck in den Winterreifen des PKWs stimmen. Entsprechende Werte können Sie an Ihrem Fahrzeug einsehen und an Tankstellen kontrollieren und gegebenenfalls einstellen.

Was ist der optimale Reifendruck für Winterreifen?

Der richtige Reifendruck ist von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich. Zudem ist er auch von der Fahrzeugbeladung abhängig. Es können Unterschiede zwischen den Vorder- und Hinterreifen bestehen. Fahren Sie die meiste Zeit alleine mit dem Auto, dann aber zu viert in den Urlaub nach Frankreich, ist die Überprüfung mehr als sinnvoll.

Wo finden Sie Angaben zum richtigen Reifendruck an Ihrem Auto?

Je nach Hersteller und Fahrzeug finden Sie die Angaben:

  • in der Bedienungsanleitung
  • an der B-Säule der geöffneten Fahrertür
  • auf der Innenseite des Tankverschlusses
  • auf einem Aufkleber im Handschuhfach

Die dort angegebenen Werte sind für den normalen Gebrauch in der Regel völlig ausreichend. Wenn Sie dieser Mindestangabe noch 0,2 bis 0,3 bar hinzufügen, ist der Volllastdruck für den Winterreifen erreicht – ohne Komfort- und Sicherheitsverlust. Dann können Sie bedenkenlos längere Fahrten mit einem vollgeladenen Auto zurücklegen.

Denn nur mit dem Volllastdruck verhindern Sie bei voller Beladung das Eindrücken der Reifen. Bei hohen Geschwindigkeiten verformt sich die Auflagefläche des Reifens, wodurch diese erhitzen und dann platzen können. Zudem fangen Sie so einen plötzlichen Druckverlust durch Temperaturstürze auch ab.

Allerdings sei angemerkt, dass der exakte Wert nur durch die Reifendruck-Tabelle der Hersteller zu ermitteln ist. Dabei wird die exakte Beladung und Fahrgeschwindigkeit auf jede individuelle Situation angewandt.

Wie stellen Sie den Reifendruck richtig ein?

An vielen Tankstellen können Sie den Reifendruck Ihres PKWs selbst überprüfen. Dafür stehen Messgeräte meist kostenlos zur Verfügung. Es gibt auch Reifendruckprüfer, mit denen Sie jederzeit unterwegs den Reifendruck prüfen können. Ein solches Gerät ist für wenige Euro im Baumarkt erhältlich.

TIPP:
Prüfen Sie die kalten Reifen am besten vor Fahrtbeginn oder unmittelbar nach dem Start, also nach maximal 15 Kilometern. Bei erwärmten Reifen kann der Wert verfälscht sein. Sie sollten dann 0,2 bar vom angezeigten Wert abziehen.

Bevor Sie den Druck ermitteln können, schrauben Sie die Ventilkappe am Reifen ab und setzen den Stecker des Manometers darauf. Erlischt das anfänglich zischende Geräusch ist die Verbindung dicht. Sie können den aktuellen Druck an der Anzeige ablesen. Mit den Plus- und Minus-Reglern können Sie anschließend die benötigte Menge Luft hinzu- oder abführen, um den gewünschten Druck zu erreichen. Füllen Sie 0,2 bis 0,3 bar mehr in die Winterreifen ein als es der Hersteller angibt, um auf der sicheren Seite zu sein. Ist dies der Fall, können Sie das Ventil wieder auf der Radkappe befestigen.

HINWEIS:
Testen Sie den Reifendruck in Ihrer Garage, herrschen dort andere, oft wärmere Bedingungen als draußen. Bedenken Sie dies beim Einstellen des Luftdrucks und geben Sie gegebenenfalls ein bisschen mehr Luft in den Reifen.


Fazit

Ein falscher Reifendruck kann nicht nur den Spritverbrauch erhöhen, sondern auch gefährlich werden. Ist der Luftdruck bei Winterreifen zu niedrig, verringert sich der Fahrkomfort und die Lebensdauer der Reifen. Regelmäßige Kontrollen, am besten alle 14 Tage, bieten höchstmögliche Sicherheit.

Der richtige Wert ist von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich und von der Beladung abhängig. Den optimalen Luftdruck können Sie am Auto ablesen und an der Tankstelle einstellen. Rechnen Sie ruhig 0,2 bis 0,3 bar zum angegebenen Wert dazu. So sind Sie auch bei plötzlichen Temperaturstürzen auf der sicheren Seite.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.