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Fahrzeugreparatur

Zylinderkopfdichtung defekt: Anzeichen, Kosten & Wechsel

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 16. Dezember 2021
Lesedauer: 10 Minuten
Die Zylinderkopfdichtung liegt auf dem oberen Ende des Motorblocks. Direkt auf der Dichtung liegt später der Zylinderkopf auf. © Pasha Pechenkin / istockphoto.com

Der Motor macht plötzlich eigenartige Geräusche? Beim Blick in den Motorraum fällt Ihnen der ölverschmierte Motorblock auf und Sie erkennen Schaum im Kühlwasserbehälter? Höchste Zeit, eine Werkstatt aufzusuchen. Als Ursache kommt eine defekte Zylinderkopfdichtung infrage. Zwar gehört dieses Bauteil nicht gerade zu den Schwachstellen eines Motors. Im Fall der Fälle ist es aber unumgänglich, die Dichtung zeitnah zu wechseln.

Alles auf einen Blick:

  • Die Zylinderkopfdichtung dichtet den Verbrennungsraum und die Kanäle für Öl und Kühlwasser ab und verhindert so, dass sich Gase und Flüssigkeiten vermischen.
  • Hat diese Dichtung einen Defekt, merken Sie das meist an Kühlwasser- oder Motorölverlust, an ungewöhnlichen Motorengeräuschen, einem ölverschmierten Motor, Wasser im Ölbehälter oder Öl im Kühlwasserbehälter.
  • Ursache könnte ein Montagefehler oder eine forsche Fahrweise sein. Manchmal trägt aber auch niemand die Schuld und der Schaden entstand durch den natürlichen Bauteil-Verschleiß.
  • Glücklicherweise gehört eine defekte Dichtung am Zylinderkopf zu den eher seltenen Bauteil-Schäden in Autos, denn die Reparatur ist kostspielig. Da der Austausch sehr aufwendig ist, sollten Sie mit Kosten von ungefähr 1.500 Euro rechnen.
  • Die Reparatur aufschieben, um Kosten zu sparen, lohnt sich nicht. Die Folge wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Motorschaden.


Allgemeines

Damit der Motor Ihres Autos einwandfrei funktioniert, muss er unter anderem mit Kühlwasser und Motoröl versorgt werden. Die Zylinderkopfdichtung erfüllt dabei die wichtige Aufgabe, dass am Motorblock keine Lecks entstehen oder sich beide Kreisläufe durch undichte Stellen miteinander vermischen.

Was ist eine Zylinderkopfdichtung?

Die Zylinderkopfdichtung ist ein wichtiges Bauteil im Verbrennungsmotor Ihres Autos. Sie liegt zwischen dem oberen Ende des Motorblocks und dem Zylinderkopf. Dort dichtet sie den Verbrennungsraum und die Kanäle für Motoröl und Kühlwasser ab.

Wissenswertes:
Im Motorblock befindet sich unter anderem ein Kolben, der durch den Verbrennungsvorgang im Brennraum angetrieben wird und so die entstandene Energie über die Kupplung an das Getriebe weitergibt. Der Zylinderkopf sitzt auf dem Motorblock und schließt den Brennraum nach oben ab. In ihm befinden sich sämtliche Bauteile, die den Verbrennungsvorgang steuern, unter anderem: Lufteinlass- und Luftauslassventile, Zündkerze (Ottomotor) beziehungsweise Einspritzdüse (Dieselmotor) und Ölkanäle zur Schmierung der Ventile.

Durch Reibungen und die extrem hohen Temperaturen ist die Zylinderkopfdichtung starken Belastungen ausgesetzt. Sie muss also thermisch und mechanisch hoch belastbar sein. Das macht die Herstellung dieses Bauteils aufwendig und kompliziert.

Technische Grafik zum Aufbau eines Ottomotors. Gezeigt ist ein Längsschnitt mit Zylinderkopf und Motorblock.
© Auto-Werkstatt.de

Anzeichen eines Defekts

Zu den beiden wichtigsten Funktionen einer Zylinderkopfdichtung gehört, den Motorölkreislauf und das Kühlwassersystem abzudichten. Ist sie defekt, merken Sie das also in den meisten Fällen zuerst daran, dass Öl und Wasser nicht mehr dort fließt, wo es hingehört.

Woran erkennen Sie eine defekte Zylinderkopfdichtung?

Typische Symptome sind:

  • Verlust von Kühlwasser
    Sie müssen Kühlwasser plötzlich regelmäßig nachfüllen. Unter normalen Umständen ist das kaum nötig.
  • Blasenbildung im Kühlsystem
    Gelangen Abgase beziehungsweise Druck in den Kühlkreislauf, bilden sich Bläschen im Kühlwasserbehälter.
  • Öl im Kühlwasser
    Ist Öl in den Kühlkreislauf eingedrungen, bildet sich dadurch manchmal Schaum im Kühlwasserbehälter oder das Wasser verfärbt sich bräunlich. Es droht Überhitzung.
  • Kühlwasser im Motoröl
    Dringt Wasser aus dem Kühlsystem in den Ölkreislauf ein, setzt sich Schaum an der Deckelinnenseite des Ölbehälters ab. Manchmal setzen sich auch Wassertropfen oder gelbliche Rückstände am Ölpeilstab ab. Außerdem steigt der Ölverbrauch merklich an.
  • Kühlwasser und Motoröl am Motorblock
    Bemerken Sie feuchte oder ölige Rückstände am Motorblock, kann das ebenfalls auf eine defekte Dichtung am Zylinderkopf hinweisen. Achten Sie auf gelblichen Schleim am Öleinfüllstutzen.
  • Weißer Rauch aus dem Auspuff
    Ein weiteres Symptom einer defekten Dichtung ist weißer Rauch, der beim Starten des Motors aus dem Auspuff austritt.
  • Schneller Anstieg der Motortemperatur
    Bei hoher Drehzahl, zum Beispiel auf der Autobahn, erhöht sich die Motortemperatur plötzlich sehr schnell.
  • Schwarzfärbung an Dichtung
    Tritt aufgrund einer undichten Stelle Gas an der Zylinderkopfdichtung aus, erkennen Sie schwarze Rückstände an der Dichtung.

Plötzlich auftretende Motorengeräusche sind immer Symptome eines Problems. Treten solche auf, sollten Sie generell immer an einen Fachmann wenden. Sie können harmlos sein, aber auch auf ernste Probleme hinweisen.

ACHTUNG!
Bei diesen Anzeichen liegt der Defekt bereits längere Zeit vor. Meist haben dann Motor oder Zylinderkopf bereits Schaden genommen und die Reparatur wird immer teurer:– Beim Starten des Motors tritt aus dem Auspuff eine große, schwarze Rauchschwade aus.– Das Fahrzeug spring nicht mehr an.– Die Kühlwassertemperatur steigt nach wenigen Minuten Fahrt sehr stark an.

Können Sie mit einer defekten Zylinderkopfdichtung erst einmal weiterfahren?

Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Zylinderkopfdichtung einen Schaden haben könnte, sollten Sie baldmöglichst eine Werkstatt aufsuchen und sie dort untersuchen lassen. Denn je länger Sie mit einer defekten Dichtung herumfahren, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Motor Schaden nimmt. Die Kosten, die dann auf Sie zukommen, stehen in keinem Verhältnis zu denen, die beim Austausch der Dichtung anfallen. Gerade bei älteren Fahrzeugen kann ein Motorschaden den wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten.

Stellt der Mechaniker fest, dass es sich tatsächlich um eine kaputte Dichtung am Zylinderkopf handelt, sollten Sie dieses Bauteil so schnell wie möglich wechseln lassen und Ihr Auto bis dahin nicht mehr bewegen. Denn wer weiterfährt, obwohl er sich des Schadens bewusst ist, kann sogar rechtliche Probleme bekommen. Auslaufendes Öl beispielsweise verunreinigt Straßen und Umwelt – wird Ihnen fahrlässiges Verhalten nachgewiesen, bedeutet das ein hohes Bußgeld.



Ursachen

Normaler Verschleiß, Überhitzung oder rabiate Fahrweise – für eine defekte Zylinderkopfdichtung kommen mehrere Ursachen infrage.

Warum geht eine Zylinderkopfdichtung kaputt?

Zylinderkopfdichtungen sind widerstandsfähige Bauteile, denn sie müssen sehr starke mechanische und thermische Belastungen aushalten. Daher gehen sie in der Regel auch nicht allzu häufig kaputt. Kommt es doch zu einem Schaden, ist meist einer der folgenden Gründe dafür verantwortlich:

  • Normaler Verschleiß
    So unspektakulär es klingt, aber manchmal geht dieses robuste Bauteil einfach nur durch die Nutzung kaputt. Wer sein Auto fährt – und dafür ist es ja schließlich da – kann den natürlichen Verschleiß nicht verhindern.
  • Montagefehler
    Entspricht die Montage nicht den Richtlinien oder haben sich Bauteile verzogen, dann liegt die Zylinderkopfdichtung nicht absolut passgenau am ihrem Platz. So kann es zum Austritt von Öl, Wasser und Verbrennungsgasen kommen.
  • Falsche Fahrweise
    Wer eine besonders rabiate, forsche Fahrweise hat, schadet damit generell dem Motor seines Wagens. Es kommt zu einem schnelleren Verschleiß der Bauteile.
  • Überhitzung
    Kommt es durch andere, defekte Bauteile im Motorraum zu einer Überhitzung, kann das der Dichtung zum Verhängnis werden. Eine defekte Dichtung ist dann sozusagen ein Folgeschaden. Denkbar als Ursache für die Überhitzung sind zum Beispiel eine defekte Wasserpumpe, Kalkablagerungen, zu wenige Wasser im Kühlsystem oder ein falsches Frostschutzmittel.
  • Falscher Treibstoff
    Wer an der Tankstelle aus Versehen zum falschen Zapfhahn gegriffen hat, kann damit ebenfalls eine defekte Zylinderkopfdichtung verursacht haben. Während Benzinmotoren hier noch halbwegs nachsichtig sind, verstehen Dieselmotoren dabei absolut keinen Spaß. Auch minderwertiger Treibstoff kann das Dichtungsmaterial schädigen.

Diagnose

Ein defekte Zylinderkopfdichtung zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Eine absolut sichere Diagnose ist nur möglich, wenn die Dichtung ausgebaut wird und der Mechaniker sie sich ansehen kann. Dafür ist es nötig, den Zylinderkopf abzumontieren, und sobald dieser einmal von der Dichtung getrennt wurde, ist meist sowieso eine neue Zylinderkopfdichtung nötig.

Wir wird die Zylinderkopfdichtung überprüft?

Eine verlässliche Aussage über den Zustand ist nur möglich, indem der Zylinderkopf ausgebaut und die Dichtung freigelegt wird. Das ist jedoch ein teures Unterfangen. Der Mechaniker wird Ihr Fahrzeug daher erst auf eindeutige Anzeichen untersuchen, bevor er vorschlägt, die Dichtung zu wechseln. Denn alle genannten Symptome können auch andere Ursachen als eine defekte Zylinderkopfdichtung haben. Der Fachmann macht sich also zuerst ein Gesamtbild ihres Fahrzeugs und schließt andere, potentielle Ursachen aus, bevor er einen Wechsel der Zylinderkopfdichtung in Betracht zieht.

Wie viel kostet es, die Zylinderkopfdichtung überprüfen zu lassen?

Solange am Auto nichts repariert oder gewechselt, sondern nur untersucht wird, hängen die Kosten allein vom Stundensatz der jeweiligen Werkstatt ab. Materialkosten fallen ja nicht an. Der Stundensatz liegt meist zwischen 50 und 100 Euro.

Wie hoch die Kosten nur für das Überprüfen liegen, kommt also auf den Stundensatz und den zeitlichen Aufwand für den Mechaniker an. Aber: Eine sichere Aussage, ob die Zylinderkopfdichtung defekt ist oder nicht, geht nur, wenn der Zylinderkopf ausgebaut wird. Solange das nicht passiert ist, können Sie nur von einem Verdacht ausgehen.



Reparatur

Eine defekte Zylinderkopfdichtung zu wechseln, ist eine kostspielige Sache. Zögern Sie sie nicht hinaus, ansonsten riskieren Sie einen noch teureren Motorschaden. Auf der anderen Seite sollten Sie einen Wechsel nur dann in Auftrag geben, wenn absolut sicher feststeht, dass ein Defekt an der Dichtung vorliegt.

Wie viel kostet es, die Zylinderkopfdichtung zu wechseln?

Eine defekte Zylinderkopfdichtung ist eine teure Angelegenheit. Rechnen Sie für die Reparatur in einer Werkstatt mit Kosten ab 1.500 Euro aufwärts.

Dabei sind nicht die Materialkosten das Problem. Meist fallen dafür nicht mehr als 350 Euro an.

WISSENSWERTES:
Die Materialkosten für eine neue Zylinderkopfdichtung setzen sich folgendermaßen zusammen:– neue Zylinderkopfdichtung: 15 – 200 Euro– Motoröl: 30 – 150 Euro– Ölfilter: 10 – 20 Euro

Der Rest geht für den sehr aufwendigen Austausch der Bauteile drauf, denn die Dichtung unter dem Zylinderkopf sitzt versteckt im Motorraum und ist nicht besonders leicht zu erreichen. Der Mechatroniker muss den Zylinderkopf abmontieren, um überhaupt an die Dichtung ranzukommen. Besonders in modernen Fahrzeugen kann das besonders zeitaufwendig sein, da die vielen Bauteile im Motorraum den Zugang erschweren. Je nachdem, welche Auswirkungen die defekte Dichtung auf das Kühlwassersystem hatte, kann eine Reinigung notwendig sein.

Außerdem kann sich der Zylinderkopf durch die extreme Hitze verzogen haben. Dann passt er mit einer neuen Zylinderkopfdichtung nicht mehr zusammen und muss möglicherweise ebenfalls ersetzt oder in einem Fachbetrieb für Motorinstandsetzung gepalant werden. Das bedeutet weitere Kosten.

Da sich der Stundenlohn von Werkstatt zu Werkstatt unterscheidet und auch die Materialkosten abhängig von der Automarke sind, können die tatsächlichen Kosten von den Orientierungswerten abweichen. Lassen Sie sich von der Werkstatt am besten einen Kostenvoranschlag geben, damit Sie ungefähr wissen, welcher Betrag auf Sie zukommt.



Fazit

Die Zylinderkopfdichtung befindet sich zwischen dem Motorblock und dem Zylinderkopf und dichtet dort den Verbrennungsraum sowie das Kühlsystem und den Motorölkreislauf ab. Ist sie defekt, können Kühlwasser und Öl austreten. Dadurch nehmen oft weitere Bauteile mit der Zeit Schaden. Im schlimmsten Fall geht dabei der Motor Ihres Autos kaputt. Fallen Ihnen ungewöhnliche Anzeichen auf, wie Öl im Kühlwasserbehälter, Wasser im Ölbehälter oder ein stark ölverschmierter Motor, sollten Sie baldmöglichst eine Werkstatt aufsuchen. Die Kosten für die Reparatur erreichen schnell die 1.500-Euro-Marke, können aber durchaus noch darüber liegen. Wer den Wechsel aufschiebt, riskiert einen Motorschaden, der gerade für ältere Autos den wirtschaftlichen Totalschaden bedeutet.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.