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Motor

Motorinstandsetzung: Ablauf & Preise im Überblick

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 21. September 2022
Lesedauer: 9 Minuten
© davit85 / istockphoto.com

Handelt es sich bei Ihrem Auto bereits um ein älteres Fahrzeug, dann kann es im Laufe der Zeit zu Motorproblemen bis hin zum totalen Ausfall kommen. In diesem Fall hilft es nur, den Motor auszutauschen oder alternativ eine Instandsetzung durchführen zu lassen. Wie die Motoreninstandsetzung funktioniert und welche Kosten hierfür anfallen, darauf gehen wir nachfolgend ein.

Alles auf einen Blick:

  • Es kann zahlreiche Ursachen für Motorschäden geben. Ein Motorschaden bedeutet aber nicht automatisch, dass das Fahrzeug einen wirtschaftlichen Totalschaden erleidet.
  • Sie können entweder einen Austauschmotor einbauen oder eine Wiederinstandsetzung Ihres Motors durchführen lassen.
  • Die Motorinstandsetzung ist in der Regel deutlich günstiger, erfordert jedoch einen hohen Zeitaufwand. Das Teuerste daran ist die Arbeit.
  • Sie erkennen einen Motorschaden am Auto beispielsweise an einem Klackern, an Fehlzündungen oder an einem besonders hohen Ölverbrauch.

Motorinstandsetzung – Gründe & Symptome

Motoreninstandsetzung bedeutet, dass der Motor des Fahrzeugs repariert wird, anstatt ihn komplett auszutauschen. Sie bauen also sozusagen den gebrauchten Motor wieder ein. Vor allem, wenn nur kleine Schäden vorliegen, kann die Instandsetzung des Motors deutlich günstiger sein als der Neueinbau. Jedoch ist zu bedenken, dass der Motor bei einer Instandsetzung oft vollkommen zerlegt und nach dem Einbau der neuen Teile wieder zusammengesetzt werden muss. Dies nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, sodass die Werkstattkosten vergleichsweise hoch ausfallen können.

Aufbau eines Ottomotors
© Auto-Werkstatt.de

Welche Arten von Motorschaden gibt es?

  • Lagerschaden
    Der Lagerschaden ist einer der häufigsten Motorschäden und kann verschiedene Ursachen haben. An erster Stelle steht eine Überbelastung, die beispielsweise durch ein extremes Tuning ausgelöst werden kann. Doch auch Verbrennungsprobleme, Verschleiß oder ein zu geringer Öldruck können auf Dauer zu einem Lagerschaden führen.
  • Probleme mit Kurbelwelle und Pleuel
    Pleuel und Kurbelwelle werden benötigt, um den Motor anzutreiben. Derartige Schäden entstehen beispielsweise durch einen Bruch oder durch Verbiegen infolge einer Überbelastung. Außerdem können die Dichtsitze der Wellendichtringe einlaufen und es kann zu einem axialen Spiel der Kurbelwelle kommen.
  • Festgefahrener Motor
    Festgefahren bedeutet, dass der Motor Ihres Fahrzeugs überhaupt nichts mehr macht. Ein festgefahrener Motor entsteht oft durch einen zu niedrigen Öldruck oder durch eine fehlende Kühlung, beispielsweise weil die Wasserpumpe kaputt ist.
  • Beschädigte Kolben
    Der Kolben wird benötigt, um die erzeugte Drehkraft an die Kurbelwelle weiterzugeben. Kaputte Kolben entstehen beispielsweise durch Fremdteile im Zylinderkopf oder durch gebrochene, geschmolzene oder gerissene Materialien. Außerdem kann das Material schlichtweg verkorkt oder verschlissen sein.
  • Probleme mit den Nockenwellen
    Die Nockenwelle öffnet und schließt die Ein- und Auslassventile. Zu Problemen an den Nockenwellen kommt es häufig durch einen eingelaufenen Sitz, durch verschlissene oder verrostete Nocken, dadurch, dass die Nockenwelle unrund läuft oder dass die Nocken verdreht auf der Welle sitzen. Auch wenn sich die gesamte Nockenwelle verdreht, kann sie ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen.
  • Probleme mit den Ventilen
    Die Ventile gehören zu den wichtigsten Bauteilen an einem Motor, denn nur durch diese lässt sich der Motor steuern. Häufig kommt es zu Problemen an den Ventilen, da diese krumm oder geschmolzen sind. Nach einer chemischen Reinigung kann es zudem passieren, dass die Ventile stark verkorken, was ebenfalls Schäden verursachen kann. Ist der Ventilsitz eingeschlagen oder stark verschlissen, kann auch das zu Problemen führen.
  • Laufbuchsen
    Die Laufbuchsen werden in einem Mehrzylindermotor verwendet. Sie arbeiten mit dem Kolben zusammen. Laufbuchsen sind Verschleißteile, die einlaufen oder sich auswaschen können. Dies geschieht beispielsweise durch zu lange verwendetes oder minderwertiges Öl, durch einen häufigen Kaltstart oder einen zu niedrigen Öldruck.
  • Defekter Hydrostößel
    Ist der Hydrostößel kaputt, werden Sie dies in erster Linie an einem Klackern beim Starten des Autos hören. Häufige Ursache für einen solchen Schaden sind an den Kolben angerannte Ventile, Fremdteile, die in den Zylinderkopf gelangen oder ein zu niedriger Öldruck, beispielsweise durch eine nicht funktionsfähige Ölpumpe.
  • Einschlagspuren und Kratzer
    Einschlagspuren und Kratzer können sämtlichen Bauteilen eines Fahrzeugs erheblich schaden und sollten daher vermieden werden. Häufig sind es Fremdteile im Zylinderkopf, die für Einschlagspuren sorgen. Diese entstehen beispielsweise durch einen defekten Turbolader oder durch einen eingerissenen Luftfilter. Ebenso kann es durch Überlastung zu Rissen und Abplatzungen kommen.
  • defekter Zylinder
    Der Zylinderkopf ist eines der wichtigsten Bauteile im Motor. Es gibt zahlreiche Ursachen, die Zylinderkopfschäden auslösen können. Hierzu gehören beispielsweise Einschläge oder Risse durch Materialfehler. Auch ausgeschlagene Ventilschäfte, eingelaufene Passsitze oder ein rostiger Zylinderkopf können zu einem Defekt führen. Kommt es zu Verkorkungen im Ansaugbereich oder an den Injektoren oder ist die Dichtfläche im Bereich der Kopfdichtung undicht, kann auch dies zu einem Motorschaden führen.

Welche Symptome gibt es für einen Motorschaden?

  • Rasseln oder Klackern bei laufendem Motor
  • Anzeige der Öldruckkontrolle
  • Fehlzündungen
  • blockierter Motor
  • Motor läuft nicht rund
  • hoher Ölverbrauch
  • am Kopf oder am Rumpf tritt Kühlwasser aus
  • Rauch- oder Qualmbildung
  • Motorplatzer
Schon gewusst?
Bei einem Motorplatzer handelt es sich um einen Riss im Motorgehäuse, entstanden durch einen Defekt im Motor. Dazu kommt es, wenn bei hoher Geschwindigkeit Teile im Motorgehäuse kaputtgehen und dieses beschädigen.


Motoreninstandsetzung

Ob eine Reparatur des Motors bei Ihrem Auto möglich ist oder ein neuer Austauschmotor her muss, zeigt sich in der Regel in der Werkstatt, nachdem eine Diagnose durchgeführt wurde.

Was ist der Unterschied zwischen der Motorgrundinstandsetzung und der Motorrevision?

Bei der Grundinstandsetzung werden nur die kaputten Teile ersetzt. Hinzu kommen mindestens Zylinderkopf, Kurbelwellenlagerung und Kurbeltrieb wie Laufbuchse. Diese günstige Version ist aber risikobehaftet und lockt schnell schwarze Schafe an. Zudem bleibt das Risiko, dass als nächstes genau die Teile kaputtgehen, die nicht getauscht wurden. Bei einer Motorrevision werden neben dem Motor auch die Nebenaggregate zerlegt und jedes Teil wird auf mögliche Schäden überprüft. Das ist natürlich mit einem höheren Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Gibt Ihnen aber auch entsprechend mehr Sicherheit.

Wie läuft eine Motoreninstandsetzung ab?

Eine Instandsetzung ist nur sinnvoll, wenn durch die Reparatur beziehungsweise den Austausch einzelner Bauteile die Möglichkeit besteht, den Motor wieder betriebsbereit zu machen. Es gibt jedoch durchaus Schäden, bei denen eine Instandsetzung nichts nützen würde. Hier ist nur der komplette Austausch des Motors sinnvoll. Auch bei relativ neuen Fahrzeugen macht das Sinn. Bei einem alten Auto allerdings steht der Austausch des Motors oft in keinem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Die Motorrevision des gesamten Motors erfordert viel Erfahrung. Der Motor wird in seine einzelnen Komponenten zerlegt und die einzelnen Teile werden gründlich gereinigt und wenn notwendig muss man sie erneuern. Auch typische Verschleißteile werden austauscht – je nach Zustand. Anschließend werden alle Teile umfangreich geprüft und der Motor wird Stück für Stück wieder zusammengesetzt. Sie haben dann einen generalüberholten Motor. Lassen Sie die Motorreparatur nur von einem Experten durchführen. Da diese Arbeit sehr teuer sein kann, ist es wichtig, sich vorher ein unverbindliches Angebot einzuholen. Und ein paar Tage einzuplanen, denn eine Reparatur des Motors ist nichts, was schnell geht. Stattdessen braucht es viele Jahre Erfahrung und eine Menge Geduld, um die Fehlstellen Ihres Motors zu finden und zu bereinigen.

Gut zu wissen
Es ist nicht einheitlich geregelt, was ein generalüberholter Motor ist. Eigentlich handelt es sich dabei um einen komplett auseinandergelegten und neu zusammengesetzten Motor. Im Prinzip kann aber bereits ein Motor als generalüberholt bezeichnet werden, bei dem nur wenige Teile erneuert wurden. Ein möglicher Qualitätsstandard ist das RAL Gütezeichen Motoreninstandsetzung (RAL-GZ 797). Viele Kfz-Werkstätten, die nach dieser Richtlinie eine Motorreparatur durchführen, geben Ihnen eine Gewährleistung von zwei Jahren.

Was kostet die Motorinstandsetzung?

Die Kosten für eine Motorinstandsetzung setzen sich aus den Anschaffungskosten für die Ersatzteile sowie aus den Arbeitskosten in der Werkstatt zusammen. Wie teuer eine Motorinstandsetzung genau ist, können wir an dieser Stelle leider nicht beantworten, denn dies hängt von zahlreichen Faktoren ab. So spielen beispielsweise der Schaden, die Automarke sowie die Kosten für die Materialien eine erhebliche Rolle. Sie sollten für die Grundinstandsetzung jedoch mindestens 2.000 Euro einplanen. Eine Motorrevision beginnt gerade mal bei 2.500 Euro. Die hohen Kosten entstehen dabei vor allem durch die Arbeitsleistung. Es ist daher enorm wichtig, sich im Vorfeld genau zu erkundigen, ob sich die Motor-Reparatur mit vielen Ersatzteilen wirklich lohnt oder nicht doch ein neuer Motor günstiger kommt. Vor allem, wenn es sich um ein relativ neues Auto handelt.

Alle Teile, die noch gut in Schuss sind, werden vom alten Motor übernommen. Das spart Geld. Was aber teuer ist, ist die Arbeitszeit. Je nach Werkstatt müssen Sie mit einem Stundenlohn zwischen 60 und 100 Euro rechnen. Wobei ein Arbeitstag in der Regel mindestens anfällt. Trotzdem: Mit einem generalüberholten Motor liegen Sie in der Regel beim Preis um etwa 30 Prozent unter den Anschaffungskosten und den Kosten für den Einbau eines neuen Motors – je nach Hersteller auch mehr. Sparen können Sie zusätzlich, wenn Sie zum Beispiel darauf verzichten, Originalteile einbauen zu lassen. Am besten lassen Sie sich gut beraten – von einem Kfz-Meisterbetrieb. Hier erhalten Sie auch ein entsprechendes Angebot.



Fazit

Ein defekter Motor muss nicht zwingend komplett ersetzt werden. In vielen Fällen ist es auch möglich, den Motor überholen zu lassen. Da aber auch die Motoreninstandsetzung sehr teuer sein kann, sollten Sie vorher abwägen, ob sich dies für Ihr Fahrzeug überhaupt noch lohnt – was aber oft gerade bei älteren Fahrzeugen mit vielen km der Fall ist. Außerdem sollten Sie sich für die Motorinstandsetzung an eine Fachwerkstatt wenden, die das notwendige Know-how hat und weiß, worauf zu achten ist. Beim Preis müssen Sie sich auf mehrere Tausend Euro einstellen.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.